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[GAA, Bd. IV, S. 138]

 


bewenden lassen. Sie gingen aber und abermals dem großen
Genius nachforschend hin, und da erst wurden die überhäuften
Schönheiten klar. Mit dem Freischütz ging's eben so,
— sollen mächtige Namen gelten, so hat Napoleon, war er in
5Paris, nie eine der zahlreichen Vorstellungen classischer Tragödien
durch Talma versäumt, die liebliche Oper Aschenbrödel
von Nicolo soll er gar ohne Unterbrechung 90 Abende hintereinander
gesehen haben. Und uns soll [S. 34] Erstdruck es langweilen,
binnen sechs Monaten ein Shakspeare-Drama, eine Oper von
10Mozart 3mal zu sehen? Jeden Tag Neues, und nur Neues,
wird bald Schlechtes und Altes. Schon weil die Kräfte sowohl
der Fodernden als Gebenden nicht ausreichen, vielmehr sich
im bunten Wirrsal verflachen und erschöpfen.

1 Während des Druckes dieser Abhandlung hat die Wirklichkeit
sie überrascht, denn mehrere obiger Stücke sind jetzt bereits gegeben,
wie auch die zum Theil ex post beigegebenen Anlagen darthun.

[S. 35] Erstdruck VIII.
15 Einzelne Vorstellungen: Macbeth.
Decorationen.

Prinz Friedrich von Homburg konnt' ich nicht aufführen
sehen, dagegen sah ich Macbeth. Herr Reußler gab die
Titelrolle, und Herr Schenk den Macduff. Ich hatte in
20Betracht der Fächer, für welche beide Männer mir engagirt
schienen, die umgekehrte Besetzung erwartet. Doch hier grade
bewährte sich das Wohlberechnete des Versuchs. Beide Künstler
geriethen bei dem Wagniß in Wetteifer, und ward der
Macduff vorzüglich ein Meisterwerk. Sein Character ist markig,
25doch seine Rede laconisch. Er muß aber hochbedeutend
hervortreten, und Schenk gab mit Vortrag und Gesticulation
auch jeder Sylbe ihr Recht. Wobei man nicht wähne, er
hätte das mit Schreien erzwungen. Er zwang's mit richtiger
Modulation, die mehr wirkt, aufmerksamer macht, als das oft
30so rauhe Gebrüll, das man sich, wie jede Aeußerlichkeit, immer
noch ärger, sich überdonnernder denken kann. Die Lady
ward von der Mad. Lim- [S. 36] Erstdruck bach so graziös als
wahr gespielt. Ihre schöne Gestalt kam ihr dabei zu statten.
Denn daß die Lady keine alte tragirende Wetterhexe, wozu
35sie gewöhnlich verpfuscht wird, ist, läßt sich wörtlich aus vielen

 

 
 
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