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[GAA, Bd. IV, S. 131]

 


Schwerlich vier erbärmliche Statisten, von denen nicht jeder
dächte: "unterdrückte und chikanirte man mich nicht, und
hätt' ich nur jene präch-[S. 20]Erstdruck tige Rolle zu agiren, ich spielte
sie tausendmal besser, als der beklatschte Darsteller da." Sodann
5muß der Schauspieler auf den Brettern seine Persönlichkeit
verläugnen, was ein saurer Apfel. Es entsteht in ihm
ein Kampf zwischen Sachliebe, Fügsamkeit und Eitelkeit, in
welchem die letztere nur zu oft siegt. Unzählige, die ihre
Rollen benutzen, um sich zu spielen. Nun noch die wenigen
10Mittel, der ungebildeten Mehrheit der Acteurs beizukommen:
aus goethischen Alba's besteht sie, Thürme ohne Thore, Treppen
und Fenster, und noch mehr fatale Eigenschaften beian:
"ich muß so spielen, weil der berühmte Künstler die Rolle
auch so genommen, — diese Rolle spiel' ich nicht, sie gehört
15nicht in mein Fach, ist mir zu niedrig usw." Zum Glück üben
sich bei uns die Schauspieler in allen Fächern, kleinen und
großen, und ihre Anlagen gedeihen dabei vielfältig — wer
heut brav den Hamlet gibt, wird sich auf vielen Theatern
schämen, morgen in einem kleinen Conversationsstück aufzutreten,
20und bei uns macht man sich eine Ehre daraus. Grade
Hamlet bezeugt, wie nützlich es in der Kunst, sich in den
entgegengesetztesten Sphären zu versuchen. Ohne den feinsten
Conversationston inne zu haben, wäre Hamlet an manchen
Stellen ein sich dumm parodirender Thor, und dumm will
25ihn Shakspeare gewiß nicht, eher überklug. — Auch ist das
Theater die einzige Republik, wo die [S. 21] Erstdruck Weiber nicht
allein die heimliche Herrschaft ausüben (mit der sie sich gar
wohl begnügen könnten), sondern auch Stimmrecht besitzen,
und da geht's, wie ich zu schließen wage, bei vielen Schauspielerinnen
30mehr nach Laune als nach Gründen. Endlich tritt
bei keinem Künstler so unmittelbar, als bei dem gegen vorausbedungene
Gage arbeitenden Schauspieler, das pecuniäre
Interesse ein. Wo das eintritt, und, seiner Natur nach, in das
Uebermaaß ausartet, ist's mit der Kunst gar leicht vorbei.

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  In Düsseldorf schienen diese Hemmnisse beseitigt. Ich ahnte
eine kunsterfahrne, starke und fremde Hand, die am Rhein
den Ruf des früheren Mannheims erneute. Fremd mußte sie
sein, weil alle durch Mitschauspieler gebildete Directionen
jammervolle Erfolge haben. Schröders und Ifflands Leiden
40die Belege. Kunsterfahren, stark, war sie, das zeigte der
Augenschein. Ich wußte, daß Immermann und Uech-

 

 
 
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