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[GAA, Bd. II, S. 796]

 


antrat. Die deutsche Fassung des Textes stammte von Ernst Theodor
Amadeus Hoffmann. Die Titelheldin ist die Tochter Alexanders
des Großen und Statira's. Im Kampfe um sie fällt Antigonus und
bekennt mit sterbender Stimme, daß er den Herrn erschlagen habe.
Im Triumphzuge kommt zu Beginn der letzten Szene des dritten
Aktes Kassander, sein Rivale, auf einem Elefanten den Heerweg
herunter, vom Jauchzen seiner Krieger und von schmetternden
asiatischen Märschen begleitet. (Vgl. den Artikel „Olimpia“ in den
Nrn. 9—11 der „Unterhaltungsblätter, in wöchentlichen Beigaben
zur Mainzer Zeitung“ vom 28. Februar bis 13. März 1836, dessen
ungenannter Verfasser Heinrich Laube ist.) Das Erscheinen eines
Elefanten auf der Bühne erregte seinerzeit begreifliches Aufsehen.
Bei der Premiere von Webers „Freischütz“, die am 18. Juni 1821
in Berlin stattfand, ließ Friedrich Foerster, ein Freund Webers,
ein Huldigungsgedicht verteilen, dessen Schlußstrophe lautete:
„So laß dir's gefallen auf unserm Revier,
'Hier bleiben!' so rufen, so bitten wir;
Und wenn es auch keinen Elefanten gilt,
Du jagst wohl nach anderem, edlerem Wild!“
Weber fühlte sich durch diese offenbare Herausforderung seines
musikalischen Gegners aufs peinlichste berührt und versuchte, ihn
durch eine öffentliche Danksagung zu versöhnen. „Ein Witzspiel“,
so heißt es darin, „das einem berühmten Manne kaum ein Nadel-
stich sein kann, muß in dieser Weise für mich gesprochen, mehr
verwunden als ein Dolchstoß. Und wahrlich bei der Vergleichung
mit dem Elefanten könnten meine armen Eulen und andere harm-
lose Geschöpfe sehr zu kurz kommen!“ Spontini jedoch hat diese
Kränkung, als deren Autor er noch nach Jahren Weber bezeich-
nete, nie vergessen, und begann, ihn mit allen Mitteln zu be-
kämpfen. (Vgl. Julius Kapp, „Weber“, in der Reihe „Klassiker der
Musik“, Stuttgart—Berlin 1922, S. 175—76.) Nach den Wieder-
holungen der Aufführung im Königlichen Opernhause vom 16. und
20. März 1827 machte Saphir in seinem „Theater Courier“ den
Elefanten insbesondere zur Zielscheibe seiner Witzelei. „In unserer,
an schönen und großen Zügen so armen Zeit“, schreibt er in Nr. 40
vom 17. März, S. 2, „muß es uns sehr freuen, im dritten Akte
einen so großen und schönen Zug zu sehen. — Der Elephant
war sehr bescheiden und zeichnet sich darin von allen andern
Fanten vortheilhaft aus.“ Und in der „Kronik der Berliner
Novitäten“ in Nr. 43 vom 21. März liest man u. a.: „Der Rüssel
des Elephanten war heute bei besonderer Laune und schüttelte sich
vor Lachen recht aus.“ (S. 2.)
   Verweis zum Text S.532, Z.35: Arabien mein Heimatland: Anfang der Arie Fa-
times, Sklavin und Gespielin Rezias, in der ersten Szene des drit-
ten Akts von Webers romantischer Feenoper „Oberon, König der
Elfen“ in der Übersetzung Theodor Hells. Am Stadttheater zu
Düsseldorf ist während Grabbes Anwesenheit daselbst die Oper
(von späteren Aufführungen abgesehen) am 16. Januar und am 26.
Juni 1835 gegeben worden.
   Verweis zum Text S.533, Z.24: Zu spontinisch: Ludwig Rellstab, der 1826 Re-
dakteur bei der „Vossischen Zeitung“ geworden war, hatte im

 

 
 
Werktext:Anmerkungen: