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[GAA, Bd. VI, S. 95]

 


vor unserer Ehe geschenkt) eine Dose von Achat (die ich immer
so gern in meine Sammlung haben wollte) einen Regenschirm,
eine Kohlenpfanne, mehrere Wäsche pp pp. in Verwahrung
genommen, erhielt aber gleichfalls eine verneinende Antwort
5mit dem Zusatz: sie freue sich unendlich wenn Du Dein Geld
u. deine Sachen mitgenommen habest, u. wenn ich ihr nicht
spätestens bis morgen 24 Thlr. schicke, wolle sie mich verklagen.
(Jetzt schickt sie täglich Juden u. Christen ins Haus,
wenn ich ihr nicht das Geld, was Du auf Universitäten verbraucht,
10sogleich wieder gäbe, wolle sie mich verklagen.)

  Nun bitte ich Dich, lieber Grabbe, mir Auskunft zu geben,
ob Deine Obligationen mit den genannten Sachen entwendet,
oder wo sich solche befinden? Der Rath Führer lies mir
schon vor 3. Wochen sagen, Du habest einen großen Theil
15der Leihbank-Obligationen aufgenommen, indeß ständen noch
einige, wenn diese abhanden gekommen, so müßte ich sofort
gerichtlichen Arrest darauf legen lassen[.]
Nun habe ich aber bis jetzt Anstand damit genommen,
we[il ic]h erst Dich deshalb befragen wollte, was ich bei meiner
20Augenkrankheit nicht früher vermochte. Ich bitte Dich
also nochmals dringend um baldige Nachricht.
Die Leute aengstigen mich u. behaupten: Du habest
das Geld aufgenommen u. mit nach Frankfurt genommen, das
glaube ich aber keineswegs, denn Du wolltest ja daselbst
25erwerben, und hattest 54 Thlr. Reisegeld. Und ich hätte
ja nach dem §. 9 des Gesetzes erst einwilligen müssen.

  Der Rath Geibel hat sich mit einer Bremerinn, die über
40 Jahre zählt, verheirathet. Einer von den Herrn v. Donops,
namens Carl, ist verstorben. Des Fürsten Geburtstag ist denn
30diesmal mit dem früher verbetenen Fackelzug nebst Gesang-Musik,
wieder gefeiert worden.

  Wie stehst Du denn, lieber Grabbe, mit Herrn Kettembeil?
Wenn unsere Ehe ihm kein Geheimniß mehr seyn sollte, die
Du wunderlicher Patron, ihm verheimlichen zu müssen glaubtest,
35so bitte ich Dich, ihn freundlichst von mir zu grüßen.
Sage ihm aus Saulus wäre plötzlich ein Paulus geworden,
ebenso könne auch sehr bald ein Weiberfeind, sich in einen
Weiberfreund verwandeln. Erinnere ihn doch ja an meines
theuren Ferdinands Gedichte, die er ja in das Morgenblatt