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[GAA, Bd. III, S. 338]

 


fiehlst. Ich gehorche. Ich leit euch hin und zurück zu großen
Siegs- und Todesschlachten!
Varus Mir lieb!
Hermann Mir auch!
5Handschrift Erstdruck  6
Oberer Hünenring. Eine Stube
Thusnelda und Thumelico
Thusnelda Einen Kuß, Junge! Noch einen, und noch tausende
— ich werde nicht satt.
10Thumelico Deine Küsse tun weh.
Thusnelda Kind, ich bin zu froh. Nicht wahr, nun wirst du
zehntausend Jahr alt, wie deines Vaters Lorbeerkranz, wel-
cher ewig jugendlich und frisch die befreiten Völker um-
grünen, beschatten und bei Freiheitskämpfen umsäuseln
15 wird?
Thumelico Ja, Mutter, wenns geht, werd ich gern so alt.
Ein Knecht tritt ein Herzog Segest.
Handschrift Thusnelda Meinen Sohn in sein Zimmer. Mein Vater braucht
nicht anzufragen, um einzutreten.
20Segest kommt Guten Morgen.
Erstdruck Thusnelda Setze dich.
Segest Die Hand an der Stirn?
Thusnelda Du warst lange nicht hier.
Segest Darüber denkst du schmerzlich nach?
25Thusnelda — — Wie triffts, daß du heut kommst, just da er
fern ist.
Segest Ich kenne keinen Er. Wen meinst du?
Thusnelda Meinen Gemahl.
SegestHandschrift  Es trifft sich wie damals als ich fern von jener Falken-
30 burg war, er dich daraus entführte, und den Namen meiner
Veste als echter Raubvogel betätigte, der dem Greis das
Köstlichste, die Tochter und ihr Herz entriß.
Thusnelda Vater, ich bitte! Vergangenheit ist böse Asche.
Stäube die Funken nicht auf, welche Jahre lang unter ihr
35 fortglimmen können. — Er liebte mich, ich ihn. Du gabst
deine Einwilligung, und brachst Erstdruck dein Wort als du merktest,
er wolle nur dein Schwiegersohn, nicht dein Knecht sein.