| [GAA, Bd. III, S. 331] verständen es. Dumpfe Stimmen Fürst, Hermann, warum bist du fern von uns und lässest uns verloren und allein? Kehre zurück: wir haben Fürsten 5 nötig!Schreiber Silentium! — Amelung, sprich.Amelung Jenes Weib ist seit zehn Jahren meine Frau. Vor- gestern erfahr ich zufällig, doch um so mehr zu meinem Entsetzen, daß es schon vor sechs Jahren die Ehe brach. 10 Prätor Ist das alles? — Ehebruch und dergleichen dummes Zeug verjährt in fünf Jahren. Hättest du den Mund ge- halten, man wüßte nichts von deinen Hörnern.Schreiber Ja, Amelung: si tacuisses philosophus mansisses!Volk Ehebruch verjährt? Was wird alt? 15Prätor Eure Kehlen schwerlich, wenn sie so unverschämt schreien. Seht neben mir die Arznei für Halsübel: Liktoren- beile.Schreiber Ah — der Hermann! Hermann kommt 20 Das Volk stürzt ihm zu Füßen Herrscher und Gebieter!Hermann Wir Deutschen sind gelehrig. Schon Kniebeugen euch angewöhnt? Steht auf oder es setzt Fußtritte. Ich bin ein Fürst, und mag kein Häuptling kriechender Sklaven sein. Zum Prätor Verzeihe, Lucius Curio. Dergleichen euch 25 so plump und bis ins Übertriebene nachgeahmte Gebräuche duld ich nicht, so lang man sie ohne eure Zierlichkeit und euren angeborenen Anstand ausübt. Ihr beschenktet uns mit der Freiheit, — ach, hättet ihr uns zugleich eure Bildung im selben Maße mitteilen können. 30Prätor beiseit Er ist doch ein Schwachkopf.Hermann Wo ist der Prokonsul?Prätor Er lagert, wie gewöhnlich, an deinen Hünenringen. — Was bringst du uns Neues von deiner Kundschaftsreise an die Weser und den herzynischen Wald? 35Hermann Verdächtige Kriegsrüstungen überall. Wir müssen mit gewaffneter Faust anfragen, was sie bedeuten.Volk Wie freundlich tut er mit dem Ausländer, und uns, die wir nach seinen Blicken dürsten, beachtet er kaum. Ein alter Cherusker Haltet das Maul. Er hat was vor, oder 40 ich kenne keine von weißen Zähnen mit Gewalt im Gebiß gehaltene Unterlippe. |
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