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[GAA, Bd. III, S. 222]

 


Hermann
Wollen die Trotzköpfe verjagen.
[77.] Varus
Ohne meinen Befehl?
5Hermann
Der Deutsche thut das Gute gern ohne weitere Bekümmerniß
und Anfrage.
Varus
Ich aber will angefragt seyn, — ruf und schaffe jene Ab-
10 ziehenden zurück — Oder!
Hermann
Großer Feldherr, du gebietest! — Meinen Leib-[78.]hengst,
Knechte! Setzt euch auf begleitet mich, damits nicht heißt,
ein deutscher Fürst ließe seine Unterthanen, und wären es
15 die Geringsten, im Stich!
Sie setzen sich auf
Ha, brave Gäule, wie sie schnauben, wie sie unter ihren
Herrn sich kaum vor Freude ber-[ Br 64 ] [79.]gen können,
mehr als Vögel Himmels, denn in eine gewaltiger zu
20 erringende, deshalb aber süßere Freiheit als Wind und Luft
sie leichthin gewähren, sprengen wir mit euch!
Zu dem Varus umblickend
Quintilius, [ das Folgende m. korr. Vwz. aRl ] Höre, höre
und nimms dir zu Herzen und die Nachwelt thu es auch.
25 Noch kein Germanien [ Ende des Einschubs ] das Verzeihen
kam an uns!
Er sprengt mit sei- [80.] nem Gefolg auf die rechts sich erhe-
bende Dörenschlucht
Breitschulterige, hochgewachsene Enkel der hintergangenen,
30 betrogenen, an den eisbekleideten Opferaltären der Alpen
schandbar hingemetzelten Cimbern, Ambronen, und Teu-
tonen —
Ingomar
Was stockst du? Du sprichst gut; fahre doch so fort.
35 [81.] Hermann
Laß mich — Mein Vater verweste auch unter jenen Gefallenen.
Ingomar
Begeistre das dich zur Wiedervergeltung, nicht zur Augen-
feuchtigkeit. Diese behalte für dich, oder die Bauern laufen
40 weg, sehen sie ihren Feldherrn gerührt.