| [GAA, Bd. VI, S. 99] Verzeihen Sie die Flecke in diesem Brief. Ich bin bei Ihnen gewesen neulich, jedoch nur bei Ihrem Logis (wie ich mich hätte richtiger ausdrücken sollen.) Sie waren schon fort und begegneten mir vor der Maintrauer, wo ich Sie nicht anreden 5konnte. Wann treff' ich Sie heut? oder wann und wo ka[nn] ich Sie heut besuchen? Frankfurt den 18. Nov. 1834. 10[Adresse:] Sr. Wohlgeboren dem Herrn Ed. Duller allhier, Nr. 114, hinter'm Römer bei Kaufmann Guttenberger. Herr Oberlandesgerichtsrath, verzeihen Sie, wenn ich mich im Titel irre. Sie sind bekannt genug als K. Immermann und die Adresse wird jedenfalls 15an ihren Mann kommen. Ich habe Zutrauen zu Ihnen und hoffe auf Sie. Ich glaube nämlich, ich und eine alte Mutter sind verloren, wenn Sie mir nicht zu helfen suchen. Zwar hab' ich seit 1½ Jahren eine ziemlich reiche Frau, jedoch so interessant, daß ich sie nur 20aus der Ferne, jetzt von hier aus, bewundern kann, und von dem Vermögen nehm' ich dem Weibe nichts, obgleich es mir mitgehört, dazu bin ich zu stolz, habe vielmehr mein Eingebrachtes der Dame großentheils auch gelassen. Diese Dame ist so interessant gewesen, daß ich ihretwegen, Advocatur, Auditeurgeschäft 25(mit Beibehaltung des Ranges und Titels, um in Gesellschaft doch etwas zu seyn) und eine Zeitlang auch Literatur aufgab. Nun ging ich nach Frankfurt, wo ein Freund haus'te. Als ich ankam, war er fort. Mein Verleger ist stets gegen mich etwas sparsam gewesen (meine dramatischen Dichtungen 30hat er z. B. umsonst erhalten) und ich mag ihm jetzt wo ich einiger Geldhülfe bedarf, keine Anträge stellen und meine Seele nicht verkaufen. Denn daß ich dann so arbeiten müßte wie er will, weiß ich. An andere Buchhändler wende ich mich nicht, denn ich verstehe den Schacher zu schlecht. — 35Helfen Sie also mir, und könnten Sie mir auch nur ein Stübchen schaffen und etwa (was Ihnen nicht schwer fallen kann) juristische oder nicht juristische Abschreibereien gegen ein Billiges. Auch hätte ich etwas für einen Buchhändler, |
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