| [GAA, Bd. III, S. 325] auch die Mägde tun andächtig, aller Augen sind indes immer auf die dampfende Suppe gerichtet. Thusnelda beobachtet Schweinejunge bete! Thusnelda Warum betet bei eurem Tisch stets der Jüngste? 5 Ich wollte dich schon oft darum fragen, Alter. Andere Sor- gen machten es mich vergessen. Haushofmeister Ja — nein — Wenn ichs wüßte — — Es ist uralte Sitte, Fürstin, und du weißt: „was die Alten sun- gen, pfeifen die Jungen.“ — Doch — vielleicht — es fällt 10 mir was ein: er muß wahrscheinlich sein Geplapper machen, weil er der Jüngste ist, und noch keine Zeit gehabt hat, soviel zu sündigen als wir übrigen.Der Schweinejunge ist aufgestanden, hat mit frommer Ge- bärde Unverständliches hingemurmelt, setzt sich eiligst und 15 ißt Ich bin fertig.Das Gesinde Wodan gelobt!Thusnelda Daß dich, das Schüsselgeklirr! Sie hauen in den Braten als hätten sie einen Feind vor sich auf den Tel- lern! — Die Speise behagt. Was kann der Hausfrau lieber 20 sein?Ein Pförtner kommt Der welsche Oberfeldherr läßt sich melden. Thusnelda sinkt in Gedanken — wohl kann der Hausfrau etwas lieber sein als Schüsselgeklirr: das Vaterland und 25 der Gemahl. — Hermann, den Tag, wo wir im grünen Laubgegitter des Buchenhains nach langem heimlichen Seh- nen uns begegneten, und mehr zitterten, erbleichten und erröteten als die bunt durch die Blätter spielenden Strahlen der Morgensonne, — muß ich ihn vergessen? — Damals 30 vermutete ich in dem Geliebten auch Deutschlands Befreier und du wardst Roms Skl — — Laut Wer spricht? Wer wagts ihn zu verleumden? Ein Sklav, ein römischer Spei- chellecker war, ist und wird er nun und nimmer! Da unten läg er ja am Fuße dieser seiner Grotenburg zerschmettert 35 von seinem berghohen Fall! — Und wärs doch möglich?Der Pförtner Herrin?Thusnelda Ach, ich vergaß. Laß den Römer ein. Pförtner ab. PauseVarus eintretend Gruß, Fürstin. 40 Thusnelda Dank, Prokonsul. Nimm Platz.Varus Unter dem Gesinde? |
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