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GAA, Bd. III, S. 307 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. III, S. 307]

 


Thusnelda Wer zweifelt daran?
Varus Du lügst nicht. Rein, wie ein Stern, glänzt aus deinen
Augen deine Seele. Verzeihe mir den augenblicklichen Ver-
dacht!
5Thusnelda Leicht und gern.
Varus Auf Wiedersehen!
Thusnelda hat ihn begleitet und kommt zurück Mein Be-
nehmen gegen ihn: Lug und Trug! Ich schäme mich vor
mir! Was kann ich bei Armin's Entfernung aber anders
10 thun, ich schwaches Weib? Meine Berge mit den hohen,
waldigen Rücken wollen sie zertreten! Ich leids nicht, und
gibt mein Mann die Schande zu, werd ich der Kämpfer,
ich!
Erster Tag
15Das römische Heer und die deutschen Hülfsvölker in Marsch
Varus Seit vorgestern tüchtig weiter gekommen! Was blitzt
da?
Armin Die Weser.
Varus Schon frei von Eis? Das löst sich schnell bei euren
20 Strömen! Jüngst war sie noch eingefroren.
Armin Schiffen wir über. Es löst sich in diesen Gegenden
Manches, grad, wenns am festesten verknüpft ist. Die un-
gestüme nordische Witterung ist Ursach. Das Heer schifft
über. Armin bei Seite Ich könnte ihn bemitleiden, gälts
25 nicht mein Vaterland.
Ein Vexillar steigt aus einem Boot Die Weser setzt uns an
einem saubern Platz ab! Gebirg und Wüstenei, so weit man
sieht
Zweiter Vexillar Frag Armin. Er gilt bei dem Proconsul
30 mehr, als ein Senat.
Varus Überall niedergebrannte, von den Einwohnern ver-
lassene Häuser!
Armin Vermuthlich sind die armen Leute bei unserm Anrücken
davon gelaufen, und vergaßen die Kohlen zu löschen, auf
35 welchen sie ihre Haferbröde rösten.
Varus Rechts und links Gesindel auf den Höhen?
Armin Flüchtlinge.