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[GAA, Bd. III, S. 288]

 


Was klirrt?
Zu einer Magd
Da seh ichs! Das Salzgefäß zerbrochen? Wer einmal zerbricht,
macht immer Stücke —
5Die Magd weint
Ich kann dich nicht mehr gebrauchen. Packe deine Kleider
zusammen, laß dir deinen Lohn geben und geh. — Weine
nicht. Komm. Nimm diesen goldnen Ring, verkauf ihn —
einige Monate kannst du vom Erlös leben.
10Die Magd ab
[26.] Varus
Du bist so hart als weich.
Thusnelda
Kann man hier zu Lande anders? Um uns: die karge, rauhe
15 Natur, welche uns einschnürt und zwingt, auch das Kleinste
zu beachten, um einen mäßigen Wohlstand zu bewahren; in
uns: das Herz, das oft an die Schaale pocht, und gern mehr
thäte, als es kann. — In eurem Italien ists angenehmer.
Varus
20 Und warum weigerst du dich, einmal zu seinen geseegneten
Fluren zu ziehen? Ver-[27.]weile dort eine Zeit, du wirst
diese Wildnisse vergessen und verachten.
Thusnelda
Verachten? Den Boden, worin meine Ahnen schlafen? —
25Für sich
Ja so. Ich muß mich mäßigen. —
Laut
Will Livia mich kennen lernen, komme sie zu mir. Sie findet
in Rom keinen würdigeren Teppich als den, auf welchen sie
30 hier tritt: deutsche Grabmale! — Wo habt ihr den Hermann?
Varus
Er spürt den Harz aus, und kehrt bald heim.
Thusnelda wird finster, [28.] lehnt den Kopf auf die rechte
Hand, und ihre linke Hand spielt mit einigen Brosamen,
35 welche noch auf dem Tisch liegen
Varus
Plötzlich ernst?
Thusnelda
Gar nicht. Sieh. Ich lächle.
40Für sich
Spürt den Harz aus? Ward Cheruskas Fürst schon ein Wach-