| [GAA, Bd. II, S. 306] — Weiß Gott, seit die Clorinde eine so enorme Nase hat, werde ich mehr und mehr in sie verliebt — sie ist außer- ordentlich interessant geworden — wäre ihr Mund nur noch ein Rüssel, ich heiratete sie auf der Stelle! — 5Viererlei abstrahier ich hier: erstens, jedes Mädchen will gern eine Frau sein, zweitens, keines sieht darauf, was der Mann wert ist, sondern nur auf das, was er gilt, — drittens, es hält sich jedes für hübsch und seinen Fuß für klein, sei es noch so häßlich, der Fuß noch so groß, — viertens, 10 alle Eltern halten ihre Kinder für Meisterstücke, wie alle Autoren ihre Werke, denn sie haben sie selbst gemacht, oder glauben es doch, sie gemacht zu haben.Der Metzger tritt ein mit seinen drei Töchtern Vorwärts, Kinder, wie die Bullen! Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, 15 — schön seid ihr und rot wie die Blutwürste — eure Blicke werden dem Könige vor den Kopf schlagen, wie die Axt dem Ochsen.Der Rüpel Herr Metzger, die Füße eurer Fräulein Töchter sind für den Schuh zu breit. 20Der Metzger Was geht mich der Schuh an? Diese Füße werden ihn schon auseinander recken. Er muß passen oder platzen. Kinder, sperrt die Zehen auseinander wie Löwen- klauen. Und wenn eine von euch Königin ist, läßt sie durch ein Gesetz das Schweinefleisch teuer machen! 25Ein Jude kommt mit seinen zwölf Töchtern Estherche — Saarche — Rösche — kommt, kommt! — — Mai! ein schöner Schuh! Sehr guter Sammet! sehr teuer!Der Rüpel Kerl, laß das Schuhprobieren. Du bist ja ein Jude — Wie kann unser christlicher König eine deiner 30 Töchter heiraten?Der Jude Warum nicht? Ich melde mich mit meiner Familie bei dem Missionsverein, lasse mich bekehren, und nenne mich statt Schmuel alsdann Wohlgetan. Der Baron, die Baronin, Thisbe und Clorinde kommen 35 Der Rüpel Ah, meine Geliebten — O Clorinde! Clorinde Weh, der Rüpel!Die Baronin Der Bube!Der Rüpel Die Nase steht dir wundersam. Mein Herz Wird ihre Prise! 40Clorinde Steht sie doch nicht übel?Die Baronin Laßt doch den Toren — Schnell! den Schuh |
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