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[GAA, Bd. I, S. 665]

 


Verweis zum Text S.363, Z.9: Veronas Ebnen: Die Schlacht hat auf den Raudischen
Feldern bei Vercellae stattgefunden. Vercellae war die Hauptstadt
des keltisch-ligurischen Volksstammes der Libici im cisalpinischen
Gallien, lag also im westlichen Teile Oberitaliens (heute Vercelli
zwischen Mailand und Turin); die Lage der campi Raudii ist
nicht näher bestimmbar.
S. 363, Z. 41 — Verweis zum Text S.364, Z.1: Gedenk an Hannibal [ usw. ]:
Plutarch schreibt in der Vita des Fabius Maximus: „Nach diesem
großen Siege [bei Cannä] wurde Annibal von seinen Freunden
ermahnt, seinem Glücke zu folgen, und im Nachjagen der Feinde
mit den Flüchtigen zugleich in Rom einzudringen. In fünf Tagen
nach dieser Schlacht könne er, sagte man, auf dem Capitolium
speisen. Es ist schwer zu bestimmen, was für ein Gedanke ihn
von diesem Vorsatze abhielt. Sein Zaudern und seine Bedenklich-
keit darüber scheint das Werk eines ihm widerstreitenden Geistes
oder Gottes zu seyn. Daher auch Barkas, ein Carthaginenser, im
Unwillen zu ihm sagte: ' Du verstehst zwar zu siegen,
aber nicht den Sieg zu nutzen. '“ (A.a.O. Th. 2, S.
207—08.)
Verweis zum Text S.364, Z.16—19: Die Sage wird erfüllt [ usw. ]: Saturnus ist der
männliche Erdgott und als solcher der Gott der Saaten. Als Stifter
und Vorsteher des italischen Ackerbaus und seiner Segnungen wird
er zu dessen historischem Repräsentanten und darüber von selbst
zum mythischen Könige. Diesen läßt man, sobald man sich von
dem höheren Altertume der griechischen Kultur überzeugt und in
Griechenland den sinnverwandten Gott Kronos kennen gelernt hat,
von dort nach Italien einwandern. So entsteht die Erzählung, daß
Saturnus, durch Juppiter vom Throne gestoßen, nach längerem
Umherirren zur See nach Latium kommt. Mit der Vorstellung,
er sei der Urheber des Ackerbaus und dessen übriger Erfindungen,
verbindet sich das Bild einer seligen und goldenen Vorzeit, eines
Lebens „der reichlichsten Fülle, deren Genuß noch durch keine
Theilung des Besitzes gestört gewesen sei, des beständigen Friedens,
der allgemeinen Freiheit und Gleichheit, da namentlich von Sklaven
und von Knechtschaft diese Zeit noch nichts gewußt habe“. Zu-
letzt sei Saturnus „verschwunden“, wie alle diese guten Könige
und Wohltäter der Vorzeit. Zu Ehren des Saturnus und der ihm
beigegebenen Göttin Ops (Sinnbild der gütigen Mutter Erde) wur-
den seit alter Zeit vom 17. Dezember an sieben Tage lang die
Saturnalien gefeiert. Noch sind Saturnus und Ops verborgen, „aber
schon kommen sie wieder und bringen mit sich alle guten Gaben
und die ganze gesegnete Vorzeit des goldnen Zeitalters; daher
der vorherrschende Character dieses Festes der einer sinnbildlichen
Rückkehr in die glücklichen Zeiten war, wo Saturnus wirklich
unter den Menschen gelebt hatte: lauter Freude und Freiheit, ein
ausgelassenes Jubeln, Schmausen und Schenken durch die ganze
Stadt.“ (Vgl. L.[udwig] Preller, „Römische Mythologie“, Berlin
1858, S. 408—14.)
Verweis zum Text S.364, Z.18: Hesperien: Altgriechische Bezeichnung für das Abend-
land. Solange die Kenntnis der westlichen Länder nicht über Italien
hinausreichte, bezeichnete man dieses als Hesperien.