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[GAA, Bd. I, S. 616]

 


als solcher weite Reisen unternahm und auch später ein unstetes
Leben an verschiedenen italienischen Höfen geführt hat. Das Werk,
1580 begonnen, 1590 veröffentlicht und 1595 zu Crema zum ersten
Male aufgeführt, ist ausgezeichnet durch Reichtum der Erfindung,
Glanz und Musikalität der Sprache und meisterlichen Versbau.
Damit hat es auf die Entwicklung des Schäferdramas des gesamten
Kontinents aufs stärkste eingewirkt.
Verweis zum Text S.265, Z.6: ein emsig dichtender Graf: Vermutlich Ferdinand
August Otto Heinrich Graf von Loeben (1786—1825), dessen
Werke vielfach unter dem Schriftstellernamen Isidorus oder Isidorus
Orientalis erschienen sind. Während seines Studiums in Heidelberg
hatte er Arnim, Brentano und Görres kennen gelernt und einen
freundschaftlichen Verkehr mit den Brüdern Josef und Wilhelm
von Eichendorff unterhalten, später bei Fouqué in Nennhausen ge-
lebt und 1814 am Kriege gegen Frankreich teilgenommen. Nach
geschlossenem Frieden zog er nach Dresden, trat dort zu den Mit-
gliedern des Liederkreises in Beziehung, wurde jedoch im Winter
1822 von einem schlagartigen Anfalle getroffen und erlag seinen
Leiden im April 1825. Er war eine schwärmerische, tiefreligiöse
Natur, die sich gern ihren weichen, schwermütigen Stimmungen
hingab. Sein erstes selbständiges Werk war der 1808 in Mannheim
erschienene „Guido“, eine Art philosophischen Märchens in drei
Teilen, für das des Novalis unvollendeter „Ofterdingen“ im Gan-
zen wie im Einzelnen Vorbild war. Im selben Jahre legte er
„Blätter aus dem Reisebüchlein eines andächtigen Pilgers“ vor.
1811/12 folgte der Schäfer- und Ritterroman „Arkadien“. Sind
diese Frühwerke Zeugnisse einer ungezügelt waltenden, schrankenlos
schwärmenden Einbildungskraft, so zeigen die späteren, z. T. zu
Almanachen und Taschenbüchern beigesteuert, das Streben nach
größerer Klarheit und Anschaulichkeit. Seine Lyrik, anfangs den
Einfluß der späteren Anakreontiker, nachher denjenigen Tiecks
und der übrigen Romantiker verratend, zeichnet sich durch eine
erstaunliche Vielseitigkeit der Formen aus.
Verweis zum Text S.265, Z.23—29: die eine Erdenhälfte scheint jetzt tot [ usw. ]:
Paraphrase aus dem Monologe des Macbeth (II, 3) in der Schil-
ler'schen Übersetzung von Shakespeare's Tragödie.
— Hekate ist nach den erst im fünften vorchristlichen Jahrhundert
zahlreicher einsetzenden Zeugnissen die Göttin der Gespenster und
der Geister. Sie wird weder in der „Ilias“ und „Odyssee“, noch in
den Fragmenten der Homerischen Epen erwähnt, gehörte vielmehr
dem Volksglauben an und gewann mit dessen Vordringen an Be-
deutung. Sie wurde nun die Führerin des Geisterheeres und spielte
im Aberglauben und Zauber eine große Rolle. Wohl später erst
hat sie auch den Charakter als Göttin des nächtlichen Gestirns
erhalten.
Verweis zum Text S.267, Z.17: par force: mit Gewalt, gewaltsam.
Verweis zum Text S.267, Z.18 f.: Habt ihr eure Mähnen über eure Galgenphy-
siognomien gekämmt: Zur Erläuterung kann eine Stelle in Ales-
sandro Manzonis Roman „Die Verlobten“ dienen, wo mitgeteilt
wird, daß zu der Zeit, da die Ereignisse sich abspielen, also in
der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, „die Bravi vom