| [GAA, Bd. I, S. 589] S.214, Z.17:Der Schulmeister: Unterm 30. April 1835 schreibt Emanuel Geibel aus Detmold an seine Mutter u. a.: „Den [Dienstag] Nachmittag [28. April] fuhren wir mit dem Oberstall- meister [Knoch] nach Lopshorn, einem unfern im Teutoburger Walde gelegenen fürstlichen Jagdschlosse mit einem Gestüte. Hier erst habe ich gelernt, was ein Pferd sei. [...] Erst im Dunkeln fuhren wir zurück; über uns schatteten schwarze Fichten, und durch das noch dünne Laub der Buchen und Eichen blinkten die Sterne. Plötzlich aber auf einem Waldplatze erblickten wir eine dürre Gestalt mit breitkrämpigem Hute und langem Stocke, die dort auf ihre eigene Hand zu peroriren schien. Es ist ein verrückter Schulmeister hier aus der Nähe, sagte Knoch, derselbe, den Grabbe in seinem Lustspiele vorführt.“ („Emanuel Geibels Jugendbriefe. Bonn—Berlin—Griechenland“, Berlin 1909, S. 6.) Um welche Per- sönlichkeit es sich handelt, ist nicht bekannt. S.215, Z.5 f.: Utile cum dulci: In Vers 343 seiner „Epistola ad Pisones“ oder sogenannten „Dichtkunst“ sagt Horaz vom Dichter: „Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci“ („Wer in das Reitzende Nützliches flicht, der hat die Stimme von allen“ in Holz- apfels Übersetzung, Lemgo 1817). Daher stammt die Redensart: „Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“. S.216, Z.3 f.: das auseinandergelaufene Heer des Ypsilanti: Alexander Hypsilantis (Ypsilanti; 1792—1828), damals General in russischen Diensten, trat am 27. Juni 1820 an die Spitze der Hetäristen, d. h. jener Geheimbündler, welche sich die Befreiung Griechenlands von der türkischen Herrschaft zum Ziele gesetzt hatten. Am 7. März 1821 überschritt er den Pruth und eröffnete damit in den Donaufürstentümern den Aufstand der Griechen gegen die Pforte, wurde jedoch am 19. Juni desselben Jahres bei dem Kloster Dragaşani (Dragaschan) entscheidend geschlagen. Die He- täristen sahen dadurch jegliche Hoffnung zerstört, und Hypsilantis mußte nach Österreich flüchten. S.217, Z.6: Stückfaß: Großes Weinfaß von fünfzehn Eimern. S.217, Z.9: Jeder Zoll ein Schnaps!: Vgl. Lears Worte („König Lear“ IV, 6): „Ay, every inch a king“ („Ja, jeder Zoll ein König“). S.217, Z.11: Homiletik: Kanzelredekunst, Predigerkunst. S.217, Z.13 f.: mephytischen: stinkenden, verpestenden, den Atem versetzenden; nach Mephitis oder richtiger Mefitis, einer altitali- schen Göttin der übelriechenden, gesundheitsschädlichen Dünste, be- sonders der Schwefeldämpfe. An Orten, wo solche der Erde ent- stiegen, wurde sie als Schützerin dagegen verehrt. S.218, Z.20—22: daß ich dem Schüler bei jeder interessanten Lehre eine markdurchdringende Maulschelle erteile: Dies erinnert an die noch im achtzehnten Jahrhundert in mehreren Gegenden Deutschlands herrschende Sitte, „bei wichtigen anläßen, als der legung eines grundsteins, setzung eines grenzsteins, findung eines schatzes und dergleichen, knaben zuzuziehen und sie unversehens in die ohrlappen zu pfetzen oder ihnen ohrfeigen zu stechen, damit sie sich des vorgangs ihr ganzes leben lang erinnern sollten.“ (Jacob Grimm, „Deutsche Rechtsalterthümer“, 4., verm. Ausg., Bd 1, Leipzig, Dieterich 1899, S. 198.) Daß ähnliche An- |
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