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GAA, Bd. I, S. 191 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 191]

 


Handschrift Zu sehen, seine Fußtritte
Zu fühlen —
          O ich zittere vor Scham und Ingrimm!
— Die Meere, dacht ich, hätten zornentbrannt
5Erstdruck Aufkochen, Schwedens Felsen hätten sich
Entwurzeln müssen, wenn
Der große Gothland fiele, aber auch
Nicht eine Ameise bewegte sich —
So unbedeutend ist der Mensch! — —
10                        Und niemand, der
Mir beisteht, der mich rächt, der sich um mich
Bekümmert — Niemand! Niemand! — Alle, Handschrift die
Mich liebten sind dahin, — sind — sind von mir
Ermordet! — Brüder — Gattin — Freunde —
15                            alles tot!
Ich bin verlassen und verloren! Wenn der Lump hier
Jetzt aufwacht und mich schlägt, — ich muß es
                          dulden, muß
Es ruhig dul —
20            Ha! was
Ergreift mich? Meine Wimpern zucken
Und meine Wangen schmerzen, —
Vergebens suche ich zu widerstreben — Heiß
Und unaufhaltsam wie geschmolznes Blei
25Handschrift Rinnts über meine Wangen, — ich
Muß weinen wie ein Kind!
                    — Jede Missetat,
Erstdruck Die ich vollbracht, und jeder Schmerz, den ich erlitten,
Mein ganzes unglückseliges Geschick
30Drängt sich vor mein Gedächtnis, — o,
Ich weine mich nicht satt! —
                        Jetzt, Neger, stell
Dich vor mich hin, sieh mir hohnlachend in
Die nassen Augen
35Und triumphiere, daß es bis
Zur Himmelswölbung schallt!
                    Handschrift  Ja, jetzt
Ists Zeit mich auf den Armensünderkarrn
Zu werfen, mir die Armensünderjacke an-
40Zuziehen, der Gewalt der Schinderknechte mich
Zu überge —