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[GAA, Bd. I, S. 237]

 


ihren Geldbeutel auf meinem Buckel!
Teufel hervortretend; für sich
Auch ein schätzenswerter Mann!
Handschrift Laut 5
Ihr Diener, Herr von Wernthal! Wie gehts?
Erstdruck Wernthal Schlecht, Herr Generalsuperintendent.
Handschrift Teufel Was soll ich Ihnen für Ihre Braut bezahlen?
Wernthal erzürnt Herr, Sie —!
Teufel Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler von unehlichen
10 Maikäfern, fetten Gastwirten und jungen Bräuten, und
würde mit dem Preise eben nicht knickerig sein.
Handschrift Wernthal So so!! Ein Sammler! Nicht knickerig sein! —
Was bieten Sie mir denn für Liddy? Sie ist ausgezeichnet
Handschrift schön!
15Teufel Für ihre Schönheit gebe ich 2000 Rtlr. in Konventions-
münze.
Wernthal Sie hat Verstand!
Teufel Dafür ziehe ich 5 Gr. 2 Pf. ab, denn der ist bei einem
Mädchen ein Fehler.
20Wernthal Sie hat eine feine, weiche Hand.
Handschrift Erstdruck Teufel Das macht sanfte Ohrfeigen; dafür bezahle ich Ihnen
7000 Rtlr. in Gold.
Wernthal Sie ist noch unschuldig!
Handschrift Teufel zieht ein saures Gesicht Ach, Unschuld hin, Unschuld
25 her; dafür gebe ich Ihnen nicht mehr als 3 Gr. 1 Pf. in
Kupfer!
Wernthal Herr, wissen Sie auch, daß das Pfund Hammel-
fleisch über 4 Gr. Kurant kostet?
Teufel Pah, seit der verschlechterten Straßenbeleuchtung Handschrift und
30 der Einführung der neuen Grenzakzise ist das Hammel-
fleisch sehr teuer und die Unschuld Handschrift außerordentlich wohl-
feil geworden. In Berlin zum Exempel erhält man in der
Abenddämmerung die Portion Unschuld für zwei, drei, oder
wenn es hoch kommt, für vier falsche Silbergroschen, den
35 Rabatt noch ungerechnet.
Wernthal Aber Liddy hat zugleich Gefühl, Einbildungs-
kraft —
Handschrift Teufel Gefühl schadet dem Teint, Einbildungskraft macht
blaue Ringe um die Augen und verdirbt die Suppe. Für
40 den Handschrift ganzen Rummel gebe ich aus Ironie einen Dreier.
Wernthal Sie haben einen ziemlich ekeln Geschmack!