| [GAA, Bd. V, S. 87] möchte man sich es in jedem Augenblicke zurufen! Während ich noch im tiefen Sumpfe hier feststecke, denke ich daher schon an eine Reise nach Dresden, die mich wenigsten auf einige Wochen mit Ihnen in unsre vorige Verbindung 5bringt. Ich bin sogar oft so kühn, mehr zu hoffen, und Pläne dazu zu machen. Ihre Lage ist mir leider bis jetzt nur ein Räthsel, ich weiß nicht, was Sie in Dresden festhält, und also noch weniger, gegen welche Vortheile Sie Ihren gegenwärtigen Aufenthalt vertauschen möchten. Dass Sie nicht zur 10Bühne gehen, eben so wenig schreiben und herausgeben, verwickelt mich noch tiefer in Vermuthungen. Da Sie aber absichtlich schweigen, so frage ich nicht nach Ihrem Geheimniss. Ich glaube wohl, dass im Ablauf dieses Jahres hier bei der Bühne mehrere Stellen vakant werden, eine Empfehlung Tiecks 15würde Sie sogleich in Engagement und anständiges Gehalt bringen. Was wollen Sie thun? Soll ich mit Klingemann aufs neue unterhandeln? Der junge Fürst kommt im Oktober zur Regierung, es scheint mir nicht so unwahrscheinlich, bei den Mitteln, die Sie besitzen, um sich auf jede Weise auszuzeichnen, 20dass Sie schnell mit ihm bekannt würden, und von der Bühne in seine Dienste übergehen könnten. Freilich muss man erst seinen Charakter, seine Gesinnungen kennen lernen, um etwas Abzielendes zu unternehmen. Wie gern würde ich mich Ihnen zur Mittelsperson anbieten, wenn ich nur schon 25gewiss wäre, dass ich selbst mein Glück mache. Ich darf aber um so weniger unthätig sein; hören Sie also: ich will ein Stück schreiben, der Stoff muss aus der Landesgeschichte sein, und ein allegorischer Prolog kann dem Gedicht eine nahe Beziehung auf die Rückkehr und den Regierungsantritt des 30Fürsten geben. Ich bin jetzt leider mit den Vorbereitungen zum Examen gar zu beschäftigt, und es ist mir auf jeden Fall nützlich, wenn ich wieder zu Ihrem reichen wissenschaftlichen Archiv meine Zuflucht nehme, mich nicht allein mit Ihnen berathe, sondern auch gradezu Ihnen die ersten Vorschläge 35in Betreff des Stoffes überlasse; Heinrich der Löwe ist, wie Sie wissen, schon von Klingemann bearbeitet, u so sehr ich fühle, dass ich ihn tausendmal poetischer auffassen würde, ich will alle Rivalität vermeiden, weil der Theaterdirektor nun einmal die Schwelle für meine meisten Pläne ist. Ich 40traue Ihnen, ohne besondern Grund, Kenntniss unsrer Landesgeschichte zu, fehlt sie Ihnen, so lesen Sie nach, und wählen. |
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