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[GAA, Bd. II, S. 602]

 


Schicksalsstücke, Lustspiele u.a.m., zeigen ihn noch im Banne der
Romantik und in Abhängigkeit von seinen großen Mustern
Shakespeare und Schiller. Sie ist, nach seinem eigenen späteren Ur-
teil, nur ein Zeugnis dafür, daß er das Richtige gesucht habe, ohne
es zu erreichen. Sein Trauerspiel „Cardenio und Celinde“ (Berlin
1826) hatte den Spott Platens auf sich gezogen, der dagegen seine
witzige dramatische Satire „Der romantische Oedipus“ (Stuttgart
und Tübingen 1829) schrieb.
   Verweis zum Text S.284, Z.32 f.: wie der Herr von Uechtriz den großen Alexan-
der: „Alexander und Darius“, ein Trauerspiel von Friedrich von
Uechtritz, war, mit einer Vorrede Ludwig Tiecks versehen, 1827
von Gubitzens Vereinsbuchhandlung verlegt worden. Bereits im
Jahre zuvor, am 10. März, hatte es, mit Auguste Stich in der weib-
lichen Hauptrolle der Statira, seine erste Berliner Aufführung er-
lebt und eine Fülle journalistischer Erörterungen und Untersuchun-
gen nach sich gezogen.
   Verweis zum Text S.284, Z.33 f.: auch den großen Hohenstaufen klein gekriegt
hat: Kaiser Friedrich den Zweiten. Das so betitelte Trauerspiel war
1828 bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschienen.
   Verweis zum Text S.284, Z.35 f.: sein trauriges Spiel in Tyrol: „Das Trauerspiel
in Tyrol“, ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen, war 1828
bei Hoffmann und Campe in Hamburg herausgekommen; sein Held
ist Andreas Hofer, der Sandwirt von Passeyer. Im fünften Auftritt
des vierten Aufzuges begibt sich folgendes: Hofer, dem Oberkom-
mando entsagend, wirft sein Schwert in eine Felsenspalte, legt sich
sodann nieder und schläft ein. Nach einer Weile erscheint ihm ein
Engel mit dem weggeworfenen Schwerte, befiehlt ihm, es zu be-
halten, legt es neben dem Schlafenden nieder und verschwindet.
Nach dem Erwachen bekommt Hofer das Schwert als sichtbares
Zeichen eines Wunders wirklich zu fassen.
  Diese Erfindung lehnte Karl von Holtei ab, dem der Dichter
das soeben vollendete Werk im Frühling 1827 zu Düsseldorf vorlas.
Immermann sah sich dadurch veranlaßt, dem Drucke eine „Variante
für die Aufführung“ anzufügen (S. 198—200), der er die folgende
Erklärung vorausschickte: „Über das Wunder im vierten Aufzuge
haben sich berathende Freunde des Verfassers ungünstig erklärt. Es
schien ihnen bedenklich und ungehörig. Ich habe mich von der
Richtigkeit ihrer Bemerkung nicht überzeugen können, halte es
vielmehr für vorbereitet durch den ganzen Gedanken des Trauer-
spiels, und für einen dichterischen Licht-Effect darin. — Eine andere
Frage ist die über die Aufführbarkeit. In dieser Beziehung habe
ich selbst einige Zweifel dagegen. Ich wünsche, nicht eigensinnig zu
erscheinen, und schlage für die Darstellung folgende Abänderungen
vor, nach welchen Alles natürlich zugeht.“
  Über den „weggelassenen Engel eines Trauerspiels“, der mit
seiner „Scheindienstfertigkeit“ zum Teufel gehn solle, hatte schon
1828 der Graf von Platen im fünften Akte seines Lustspiels „Der
romantische Oedipus“ ausgiebig gespottet.
  Schon wenige Jahre später, im Oktober 1832, hat Immermann,
um eine „poetische Sünde“ abzubüßen, begonnen, das Stück noch
einmal umzugießen. Diese neue Fassung ist unter dem Titel: „An-