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[GAA, Bd. II, S. 211]

 


Erstdruck Sind ihre Lippen, gelb und hohl die Wangen —
Doch sagen sie kein Wort — Nur bei den Rossen,
Die Mangel dulden wie sie selbst, stehn Viele
Und schmeichlen ihnen, trösten sie, die Tränen
5Im Auge.
Diephold Kanns nicht ändern. Mir auch schmerzt
Der Magen. Aber bei dem Himmel und
Der Hölle, — eh ich diese Veste, die
Der Kaiser mir anvertraut, des Hungers halber
10Dem Feinde übergebe, zehr
Ich diese meine Hand auf!
Achmet Übergeben!
Sag nicht das Wort! — Was ist denn Hunger gegen
Gefangenschaft? — Und blüht in diesem grauen
15Und wüsten Baue eine Blume nicht,
Die ihn zur lieblichsten Oase wandelt?
Diephold Du meinst das Kaiserkind!
Achmet Wen anders denn?
Wer sähe wohl sein blaues Auge blinken,
20Und glaubte nicht vom Himmelstau zu trinken?
Erstdruck Diephold
Fürwahr es ist ein wundersames Kind. Es kann
Nicht reden, doch sein Blick spricht schon und forscht!
Achmet Zeig meinen Leuten es, wenn sie verzagen,
25Und jubelnd werden sie die Not ertragen!
Hauptmann von Schwarzeneck, Albert, Wolfgang und andere
Krieger, worunter auch Franken, kommen
Diephold Ha, abgelöste Wachen — — Regt der Feind sich?
Hauptmann von Schwarzeneck Herr, er schreit wie ein
30 mißgeborner Löwe — Der König Tancred ist eben bei
ihm angekommen.
Diephold Mit vielem Geleit?
Ein fränkischer Krieger Ich habe unter den normannischen
Vorposten Bekannte, die mir manches verraten; sie deuteten
35 mir an, er hätte nur zweihundert Mann bei sich.
Diephold Das ist sonderbar. Werden sie ihm schon ebenso
treulos wie dem Kaiser? — — Sonst nichts Neues?
Hauptmann von Schwarzeneck Ja, die Pest ist auch da.
Erstdruck Diephold Wo?
40Hauptmann von Schwarzeneck Bei dem Ruprecht und noch
ein paar andern. Der Arzt zog Handschuh an, als er sie