Nr. 72, siehe GAA, Bd. V, S. 85 | 15. Juni 1823 | | Christian Dietrich Grabbe (Dresden) an Adolph Henrich Grabbe, Dorothea Grabbe (Detmold) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| 15 Theure Eltern! Euern Brief vom 30sten Mai habe ich zu meiner großen Freude erhalten; ich bin noch gesund, möchtet Ihr es auch seyn. Das Erste, was ich Euch schreibe, ist, daß ich Euch vielleicht noch im Juli besuchen kann; ich habe aus mehreren 20Gründen eben 40 rthlr. Reisegeld erhalten, und soll nach Braunschweig in einigen Tagen abgehen, um ein Geschäft mit dem Buchhändler Vieweg und dem Dr. Köchy abzumachen, und da kann es denn kommen, daß ich auch einen Sprung nach Detmold mache. — Grade auf den 11ten Jun. hatte ich 25die drei ersten Aufzüge meines neuen Stückes fertig. — Die Sachen aus Berlin erhielt ich durch die Post. — Weswegen wollt Ihr so eifrig, daß ich mit meinen Sachen, ich meine mit meinen Schriften, zum Vorschein komme, da sie mir doch schon an die 200 rthlr. eingebracht und Euch gezeigt haben, daß 30sich die Leute für mich interessiren? Ist das nicht fürerst genug? — In 5 Wochen müßt Ihr mir nicht schreiben. — Mein Bart wächst ganz schrecklich. — In Dresden hat nicht der 10te Mann einen Buckel, das ist freilich übertrieben, sondern der 3te hat einen. — Auf den Keller muß der Vater gehn. — 35Jetzt, da ich Concerte, Theater und andere Dinge umsonst habe, frage ich soviel nicht mehr darnach. — Meier hat den Titel meines Stücks getroffen. — Meine Briefe aus Berlin sind ganz unschuldig. — Wenn ich mich selbst Euch zeigen sollte, so habt Ihr mein Portrait doch nicht nöthig. — Überall erhalte [GAA, Bd. V, S. 86] ich Freunde. - Habe neue Stiefeln und Schuhe kaufen müssen. - Die Geschenke des Königs von Baiern sind sehr unbedeutend gewesen; man hat am anderen Tage schon viele bei den Juden getroffen. — Es blüht und grünt hier ringsumher. — Alles 5reis't nach Töplitz. — Einen Mann, wie hier der Herr von Könneriz, trifft man nirgends wieder. — Ich bin fröhlich; denket häufig an mich; wir trinken vielleicht bald Caffee zusammen und streiten uns dabei tüchtig. | | Euer | Dresden d. 15 Jun. [1823.] | | ChDGrabbe. |
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72.
H: 1 Bl. in 40; 2 S.
F: GrA
D: WBl IV 354—55, als Nr 18.
In der oberen rechten Ecke der ersten Seite Vermerk von der
Hand des Vaters: 19tn Juni 23 erhalten
S. 85, Z. 24 f.: hatte ich die drei ersten [und] neuen] Mit Rotstift
unterstr. H
S. 86, Z. 6: Könneriz] Mit Rotstift unterstr. H
S. 86, Z. 7 f.: Caffee [und] streiten [bis] tüchtig] Mit Rotstift
unterstr. H
S. 85, Z. 25: meines neuen Stückes: Des „Marius und Sulla“.
S. 85, Z. 36 f.: Meier hat den Titel meines Stücks getroffen:
Siehe S. 82, Z. 1 f.
S. 86, Z. 5 f.: Herr von Könneriz: Siehe die Anm. zu S. 79, Z. 6 f.