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Nr. 647, siehe GAA, Bd. VI, S. 275thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Moritz Leopold Petri (Detmold)
Brief


Handschrift (Meine Adr. siehe unten. Meine frühere Wirthin ist ausgezogen.
Die rechte Hausbesitzerin hat mich aber wohnen lassen.)

20                    Lieber Petri!

  Dank. Die Rec. von Schierenberg ist mir lieb. Er tadelt
zwar, und ich bin in mancher Ansicht von ihm verschieden,
mir ist's aber schon lieb, daß er sie niedergeschrieben hat. Nur
muß er mich ja nicht mit Heine u. den Franzosen vergleichen.
25Meine Weiber enden bis jetzt immer edel, unbefleckt, kleinere
Rollen ausgenommen. Nächstens schlimmere. Grüß' ihn. Und
corrigirt in der Abhandl. übers Düss. Theater p. 17 Zeile 11
von oben hinter „Dichter“ das „nicht“ hinweg; dito heißt es
in Aschenbrödel nicht das „Band wo die“ sondern das „Land“
30pp. Ich habe die Correctur nicht besorgt. — Wäre meine
Frau nicht, der ich keinen Aerger machen will, so erhielte
Süß nichts. Sind vier Thaler zurückbehalten, so werden's mir
zukommende Abschreibe- Proceß- Depositions ect Kosten seyn.
Ich behalte mir auch meine Foderungen wegen seiner Siebensachen
35an Klagereien am Militgr. bevor. Hast du indeß 8
rthlr. von mir, so schick 2 rthlr. an meine Mutter, 2 behalt
im Hintergrund, und such ihn mit den übrigen 4 rthlrn. billigst
zu befriedigen. Wo möglich ihm nicht Alles. Sagst Du's ihm
mit Deinem Handschrift gewohnten Ernst, fügt er sich. — Nimmt das

[GAA, Bd. VI, S. 276]

 


Zeugs kein Ende, so weiß ich nicht mehr, was ich von gewissen
Leuten, oder wenigstens Einem, denken soll. Ich war mit Rotberg
schneller fertig, ohne Hülfe, als dieses vielleicht gar
gepriesene Geschäftsmännchen — — Meine Hermannsschlacht
5ist vollendet, und wird zum Druck copirt. — Für's Magazin
schick' ich euch was. Es ist ein gutes Journal, bisweilen etwas
hausbacken, aber das Salz der Erde, selbst die Künste nicht
vergessen. Wir Lipper nehmen doch alles noch ehrlich
und beleuchten die Sachen, suchen nicht nach
10bloßem Honorar für bloße Worte, thun Gutes ohnedem, v.
z. B. die Kritik des Wendtsch. Alm. und Schierenb. Abhandl.
über Schieder. — Mit meiner Frau ist's 'ne eigne Sache. Ich
thäte alles, hätte sie Vertrauen und geziemenden Gehorsam.
Mach's also mit dem Süß ab, ohne sie. — Mein Barbarossa
15in's Schwedische? Ist auch gut. Antworte ein bischen schneller
wie vorher. Man sehnt sich doch oft nach Freundeshand, vor
allen in der Dämmerung.
Düss. 1835, an den Erinnrungstagen    Dein
von Dresden und der Katzbach, 1813. [26. August.]    Gr.

20 (Meine Adresse: bei Madame Pithan auf der Ritterstraße.)
  Handschrift Ex post. Da ist noch eine Sache die Erörterung verdient.
Das vermeintl. plötzliche Entstehen der Liebe in Aschenbrödel.
Schierenb. hat den Punct getroffen, aber bis jetzt hat noch
kein Dramatiker ihn überwunden. Die dramatische Form, sey
25sie noch so keck, beschränkt zu sehr. Geht's dem Romeo mit
der Julie nicht eben so? Und bringen alle Dramatiker nicht
gleich die Verliebtheit selbst, durchaus aber nicht ihr Entstehen,
auf die Bühne? Sie thun als verstände sich das so eo
ipso. Meine Lage ist nicht darnach, zwei Jahre zu opfern, um
30das, vielleicht vergebliche, Wagstück zu machen, zuerst von
allen Dichtern das zarteste Gespinnst der schönsten und furchtbarsten
aller Spinnen, der Liebe, Faden aus Faden theatralisch
zu entwicklen — Sonst könnt' ich's und habe oft daran
gedacht. — Schierenb. muß mir aber auch etwas zugeben. Es
35kommt mit der aschenbrödelschen Liebesscene nicht so
plötzlich. Die Baronin warnt anfangs vor Olympias Interessantheit,
Olympia fühlt Sehnen, der König auch und hört
ihren Namen vorher, Olympia tritt vor, kühn aus Wahrheitsliebe,
was dem darnach durstigen Könige gefällt, Feenschimmer
40hilft ect. Das macht die Scene qu. möglich. — Mein Eulenspiegel
wird ein tolles lustiges Thier. Dann im edelsten Versmaaß:

[GAA, Bd. VI, S. 277]

 


Alexander der Große, dann, leb' ich so lange, in sicher erhabener
Art: Christus. De[nkt] meiner und bezeugt's durch
Briefe.
[Adresse:] Handschrift Sr Wohlgeboren dem Herrn Canzleirath Petri, in
5Detmold. Durch Einlage.

 

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1812Adolph Henrich Grabbe 
1814Adolph Henrich Grabbe 
1815Adolph Henrich Grabbe Nr. 7, 28. Februar 1815
1817Adolph Henrich Grabbe Nr. 15, 06. August 1817
1818Adolph Henrich Grabbe Nr. 16, 01. Februar 1818 — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 18, 07. Februar 1818 — Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818
1819Adolph Henrich Grabbe Nr. 26, 04. May 1819
1820Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 28, 01. April 1820
1824Fürstlich Lippische Regierung Nr. 83, 17. Februar 1824
1826Christian Gottlieb Clostermeier  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung 
1827Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
1828Christian von Meien Nr. 145, 09. Januar 1828 — Fürstlich Lippisches Militärgericht 
1829Christian von Meien Nr. 251, 22. Dezember 1829
1831Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 307, 17. May 1831 — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
1833Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Fürstlich Lippische Regierung  — Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 — Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
1834Obristleutnant Friedrich Adolph Böger  — Wilhelm Arnold Eschenburg  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834
1835Carl Georg Schreiner  — Karl Leberecht Immermann  — Louise Christiane Grabbe 
1836Jakob Stang  — Karl Leberecht Immermann Nr. 682, 17. Februar 1836 — Louise Christiane Grabbe 
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