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Nr. 617, siehe GAA, Bd. VI, S. 248nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Carl Georg Schreiner (Düsseldorf)
Brief


  1.) Ausl. p. 422. Darin ist

  „Rindvieh, wenngleich nicht in so großer Menge, doch zum
eignen Bedarf hinreichend vorhanden.“

  Wahrheit.

15  p. 426. Dummheit, denn

  China liefert der Bucharei keine Silberbarren, so wenig
wie irgend einem Lande.

  Irving läuft dem Cooper in die Prairien nach. Bald sehen
wir ihn in Ostindien. Er kann nicht dichten, ohne es mit
20eignen blöden Augen auswendig zu lernen. Ist kein Fernsichtiger.


  2.) Inl. Wir belauschten einmal einen Fähnrich, der Abends
auf dem Hausflur (bekanntlich) [auf] ein Judenmädchen loslegte,
und hörten folgenden Dialog:

25  Das Judm. Eppes höchter, höchter, Herr Fähndrich!

  Fähnrich. Na! geht's nun?

  Das Judm. (sehr zärtlich:) Ach — Sau — Sau — —

          (Das Sau soll heißen so.)

  3.) Wieder Ausl.

30  Schriftstellerei der Russ. von Dahl scheint gut.

  Narren: Die Eskim. u. Grönl. sind Kamtschadalen, die
Indianer Norweger, die Mexikaner Carthager, die Peruaner
Tyrer. Die Ochsen! Und Amerika soll so alt als Europa
seyn! Hornvieh! Dieses den Anden angeschwemmte Land ist
35unterm Aequator noch immer nässer und kälter als Afrika,
Brasiliens Ostküste (nach Europa hin gerechnet) ist nur 2—300
Fuß überm Meer. Es bepißt sich noch mit seinen Strömen, wie
ein neugeborenes Kind. Teufel komm und hole das Schweinezeug.

[GAA, Bd. VI, S. 249]

 


Dummheit und Unwissenheit sind schlimmer als alles,
weil diese beiden Damen alles Schlechte aus sich machen lassen.

  Meint denn das Vieh, England wüßte nicht, daß Afrika
für einen Marinestaat, der Ostindien hat, eine leichte, und
5doch so werthvolle Waare ist?

  Mit der Beschreibung der Stadt Rom vom Hrn. Bunsen
und Co-Ochsen geht's auf dem letzten Loch. Cotta pfeift zu
viel. Ich wußt's gleich.

  Einen Planen von Rachel's cunnus hätt' ich gern.

10  4.) Litteraturblatt. Ist gut, weil's die Oper auch vornimmt.

  pag. 164 nun hat Taugenichts den Koran edirt. Taugenichts
verdient Rüffel, wegen der Druckfehler die in seinen, sit
venia verbo Stereotypen stehen. Er und Herr Schäfer, dessen
Tochter röthliches Haar hat.

15  Nr. 42 mir zum Theil aus dem Herzen gewachsen. Girardin
kenn' ich. Lump. O du mein großes Vaterland! Der letzte
Kaiser ist auch todt, und dieß Ereigniß — wird Journalzeug.

  Barbarossa. Du,

Tyrol, Du Oesterreich, ihr steht um mich in Blut —

20Fallt nicht — am Fuß des Harzes, wo

Der Löwe wandelt, gibt's ein edler Schlachtfeld.

  So lautet die Passage ohngefähr.

  Ritter über Asien. Dummes Zeug. Geographie ist mein Fach.
Ritter ist an Asien gescheitert. Ich hab's prophezeit. Africa
25ließ sich einfach nehmen, Asien ist ihm zu bunt, so gut wie
jonische Philosophie.

  5.) Litter. Unterh. Wer kann all das dumme Zeug
herausschmieren? Die Berichte aus Athen beweisen, daß man
wieder — Eulen dahinschickt. Und p. 503: „Die Kameele
30versetzen mich ganz in den Orient.“ Wer p. 504 auf den
beiden wohlberittenen Damen gesessen, möcht' ich wissen.

  Nr. 125 wenn Raumer alle Bewegungen zur Zeit
Ludw. 14. schildert, wird er doch endlich ein historischer
Schweinigel, was immer mehr ist als seine Geschichtsbekleisterei.
35Würmchen.

  Commentiren p. 523 die Löwen und — — endlich nicht
auch die unzüchtige Bewegung, welche Mepisto im 1 Thl. von
Goethe's Faust macht?

  Bei mir ist's Grundsatz, auch das Elende in und außer mir
40kennen zu lernen, sonst kann man das Edle nicht davon wegläutern,
sonst hätt' ich die Litt. Unt. nicht ausgelesen. —

[GAA, Bd. VI, S. 250]

 


Unterleibsbeschwerden, 2te Aufl. 9 pp. „Wenn
der Kerl nur nicht zu dick ist“, sagen die Mädchen.

  6.) Freimüthige. Ulrich von Hutten war 25 Jahre
venerisch. Hat den Freimüth., da er immer darin steht, wohl
5angesteckt.

  Schön, Schneller ist verreckt.

  7.) Elegantchen. Alles ekelhaft. Bei den so interessanten
Briefen aus Finnland weiß ich nicht, ob das Volk, die
Finnen, oder ob Schweinefinnen darin angedeutet sind. Dann
10sänken aber die Säue im Preis.

  Nun les' ich den Tacitus, der mir ein Aristokrat, aber auch
ein großer Geist ist, und wollte, daß Runkel mich besuchte.
Er weiß mich im Hofgarten gut zu führen. Oder sagen Sie
der Betty ob ich ihn bei Ihnen, heut Nachmittag 3 Uhr treffen
15kann.

Ich,?

  Da hätt' ich die Wiener Modezeitung (ich hätte beinah
Moderzeitung geschrieben) fast vergessen, aber

  8.) sie taugt nichts und Saphir arbeitet für sie, wird deshalb
20darin gelobt, oder thut's selbst.

[Düsseldorf, erste Junihälfte 1835.]

 

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1812Adolph Henrich Grabbe 
1814Adolph Henrich Grabbe 
1815Adolph Henrich Grabbe Nr. 7, 28. Februar 1815
1817Adolph Henrich Grabbe Nr. 15, 06. August 1817
1818Adolph Henrich Grabbe Nr. 16, 01. Februar 1818 — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 18, 07. Februar 1818 — Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818
1819Adolph Henrich Grabbe Nr. 26, 04. May 1819
1820Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 28, 01. April 1820
1824Fürstlich Lippische Regierung Nr. 83, 17. Februar 1824
1826Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Christian Gottlieb Clostermeier 
1827Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
1828Christian von Meien Nr. 145, 09. Januar 1828 — Fürstlich Lippisches Militärgericht 
1829Christian von Meien Nr. 251, 22. Dezember 1829
1831Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 307, 17. May 1831 — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
1833Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Fürstlich Lippische Regierung  — Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 — Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
1834Wilhelm Arnold Eschenburg  — Obristleutnant Friedrich Adolph Böger  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834
1835Karl Leberecht Immermann  — Carl Georg Schreiner  — Louise Christiane Grabbe 
1836Jakob Stang  — Louise Christiane Grabbe  — Karl Leberecht Immermann Nr. 682, 17. Februar 1836
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