Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Moritz Leopold Petri (Detmold)
Brief
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Lieber Petri. Ich danke Dir für die Uebersendung. Hört meine Frau davon, schimpft' sie. Genire Dich deshalb nicht. Ich weiß, was sie hat, was sie bedarf, was sie bekommt. Ich
[GAA, Bd. VI, S. 215]
nehme morgen acht Louisdor's für eine Theaterabhandlung ein. Die ist beizu gemacht, zählt nur 36 Druckseiten. Wollte meine Frau mich ruhig behandeln, meinen Launen nicht überall entgegen treten, sondern die schlimmen leise zum Guten 5lenken, meine Bekannten (Du bist Freund) nicht hassen, was könnten wir pecuniär glücklich seyn! Mehrere Kritiken, die Aschenbrödel, den Hannibal, eine Abhandlung über's Theater, hab' ich jetzt in so wenigen Monaten vollendet, weil ich gut behandelt und durch andere Geschäfte nicht behindert 10ward. Lies doch den Brief, welchen ich an Ziegler geschrieben. Ich will, falls das Buch von Preuß noch nicht in Detmold ist, sehen, daß ich's der dasigen Bibliothek und Ressourçe schaffe, sofern der Buchhändler es mir irgend billig in's Honorar schließt. Aschenbrödel ist ganz fertig, den auch fertigen 15Hannibal seh' ich Tag für Tag setzen, doch immer auch nach 3 Tagen am Papiermangel 1½ Tag leiden, indem die Fabriken enorm faul scheinen. Binnen Kurzem habt ihr aber alles: Cendrillon, Hannibal und die Abhandlung. — Dann den Hermann, zu dem mir meine Frau auf meine Bitte einige 20Bücher gesandt, die sie binnen Kurzem auch wieder hat, nebst einer Portion des Honorars — Mein Fuß hat mich verhindert. — Daß Du von meinem Capital an Sprute 58 rthlr. 18 gr. mir übersendet hast, bezeug' ich. Auch weiß es die Post. — Sprute muß die Zinsen bezahlen, und an meine 25Frau. Ich habe ihm früher nichts darüber gesagt, weil ich glaubte, er macht' es so. Zögert er, muß man ihn am Amt verklagen. Die Zinsen soll meine Frau haben. — Meiner Mutter gib von den 8 rthlrn. allmählig, ganz wie Du vorschlägst. — Dank für Alles. — Du kennst mich und meine 30Fähigkeiten in quali et quanto, aber Gang und Wirkung Eures Magazins kenn' ich weit weniger als Du. Schlag mir vor, was soll ich hineinliefern? Ueber's Plattdeutsche? Dessen Werth? Oder was Geschichtliches? Oder was ist sonst angemessen? Recensionen? — Mein Schiff mag, wie Du sagst, 35etwas hoch gehn. Indeß ist der Zuchtmeisterjunge durch zu viele Verhältnisse getrieben, als daß er nicht wissen sollte, wie leicht aus dem Hochgehenden etwas schief oder zu Grunde gehendes werden kann. Drum kannst Du sicher seyn, daß ich Lippe und die Gartenscholle, wo mein Vater grub, nicht 40vergesse, wohl höher schätze als manches Andere. Gefühl für Vaterland ist bei Wenigen so stark, wie bei mir. Meine Dichtungen
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beweisen es von Schweden an bis zu den Saracenen. — Heut Abend führt Immermann ein ungeheures Wagstück aus, und ich glaube es gelingt ihm: er läßt Tiecks Blaubart geben, an dessen Bühnenbestimmung Tieck gar nicht gedacht hat. — 5Grüße Schierenberg. — Durch den Klang Berg fällt mir der hiesige Benzenberg ein, der aber kaum werth seyn mag, Schierenberg die Füße zu küssen. Er hat drucken lassen: einen 10pfündigen Mondstein binnen 10 Secunden, Nachts, berechnet und beobachtet zu haben, dito, daß 3 Personen hier mit 1 10Slbgr. 6 pf zu Mittag satt essen können (ich könnt's vielleicht) und daß Erbsen dieses Jahr theurer sind als Brüsseler Spruten. Das Journal in dem die Sachen, oft auch etwas von mir stehen, heißt Hermann. Ich wollte, Ihr hieltet's. Dann thät ich auch mehr dafür, weil's mir gelegen ist.
Obristleutnant Friedrich Adolph Böger — Wilhelm Arnold Eschenburg — Christian von Meien — Fürstlich Lippische Regierung — Karl Friedrich Simon GroskopfNr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht ClemenNr. 489, 13. Dezember 1834
1835
Karl Leberecht Immermann — Carl Georg Schreiner — Louise Christiane Grabbe