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Nr. 508, siehe GAA, Bd. VI, S. 141nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf)
Brief

10                    G. P. M.

Hierbei der Anfang der Recension. Ich kann heut nicht mehr
schicken, was auch gut ist, indem Sie nun erst urtheilen
können, ob ich den richtigen Tact getroffen. Das Beste ist, ich
habe nach Ueberzeugung gesprochen, und da ich einmal ein
15dramatischer, wenn auch vielleicht kein theatralischer Character
bin, was ich indeß doch auch einmal versuchen will,
hoff' ich, die Rec. wird fortan stets besser bis an's Ende. Ich
bitte aber diesen Anfang, zur Fortsetzung, retour; Sie können
ja ihn heut oder morgen mir vom Theater aus, oder wenn
20ich nicht heim bin, an die Andries für mich zuschicken. Die
rechte Achtung für Schenk erhielt ich gestern erst. Ich habe
viele Sigismunde tragiren und was noch schlimmer auf dem
Theater ohne Beachtung der Umstände und des Characters
declamiren gesehen und gehört, alle schlechter wie er. Eben
25so hält keine Rosaura der Versing Schach. Ich habe nun
Stoff pto einer Kritikasterei genug. Litthauens Pferd und
Polens weißer Adler, und das ganze sonstige Costüm störte
mich nicht, vielmehr ward's Stück wahrer.

Düss. d. 20 [richtig: 19]. Jan. 1835. Gehorsamst

30Grabbe.

 


508.

H: In JW nicht vorhanden und durch eine Abschrift neuerer Zeit
(2 Bl. in 80; Bl. 44. 45) ersetzt.
D: TdrO S. LVI—LVII, als Nr 8.
  Der Brief ist um einen Tag zurückzudatieren, da Grabbe ihn am
Tage nach der Aufführung des Calderon'schen SchauspielsDas Leben
ein Traumschreibt, die am 18. Januar stattgefunden hatte.

S. 141, Z. 16: Auch einmal versuchen] mich einmal versichern H

S. 141, Z. 11: der Recension: Der ersten Bände von Immermanns
„Schriften“. Von ihr ist weder eine Handschrift noch ein
Druck bekannt.
S. 141, Z. 21: gestern erst: In der Aufführung von Calderons
romantischem Schauspiel „Das Leben ein Traum“.