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Nr. 506, siehe GAA, Bd. VI, S. 137nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf)
Brief


Es ging mir gestern wie Ihrem Kay, nach dessen Namen zu
schließen, Sie an Kyau gedacht haben, und ich wußte nicht,
ob ich geträumt oder gewacht hatte, Gold erhalten zu haben.
— Der Oberon hat mir gefallen, und sind die Sänger und
5Sängerinnen à la der coquetten Sonntag und des Juden Paganini
etc auch nicht Extreme, so übertreiben sie doch nicht, und
spielen für Sänger sehr gut. Daß Sie und eine Malerschule
in Düsseldorf ist, sieht man immer mehr auch an der Scenerie.
— Morgen liegt meine Beurtheilung Ihrer Werke zu Ihrer
10Ueberbeurtheilung vor Ihnen, — wahrscheinlich ganz, denn
ich bin schon mit der Recension mitten im 3. Bande. Sie
müssen auch Rath geben, wo Sie ihn bei der Lectüre meines
Aufsatzes nöthig halten. Sollte denn der Poet nicht das Recht
haben, was jeder Fabricant hat, seiner Sachen Eigenthümliches
15bemerklich zu machen? Poesie soll zwar etwas Göttlicheres
seyn und ist es, und Gott soll sich nicht erklären. Ich glaube
er thut's aber doch: in uns, in Sternen, Blumen, auch in
Christus mehr als Paulus in Heidelberg vernunftgläubig saalbadert.
— Mit dem Hannibal ist es was Schlimmes: ich habe
20fast nur noch erschütternde Scenen, eine auf die andere, und
sie stoßen mich vorwärts, daß ich glaube er ist noch nächste
Woche fertig, aber hole der Geier die Schlegel und nicht auch
dichtenden Kritiker mit ihrer Meinung: „der Poet schreibe
alles so kalt hin.“ Grade das was am Objectivsten scheint, ist
25oft das Subjectiveste, soll man diese dummen Worte, die sich
ineinander verwirren, einmal gebrauchen. Ich kann versichren,
daß ich den Hannibal immer in Ordre halten muß, damit er
nicht bei mir einhaut. Auch habe ich einige Ruhebänke in
Campaniens sonnenhellen Fluren eingeschoben.
Düss. 16 [richtig: 18] Jan. 1835.                    Gehorsamst
 (Verzeih'n Sie das schlechte Papier; dem          Grabbe.
Kaufm. war das gute, wie meine Magd sagt,    (Heut Nachmit-
bis übermorgen ausgegangen.)                            tag will ich
                                    an
                                   )

 

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1817Adolph Henrich Grabbe Nr. 15, 06. August 1817
1818Adolph Henrich Grabbe Nr. 16, 01. Februar 1818 — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 18, 07. Februar 1818 — Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818
1819Adolph Henrich Grabbe Nr. 26, 04. May 1819
1820Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 28, 01. April 1820
1824Fürstlich Lippische Regierung Nr. 83, 17. Februar 1824
1826Christian Gottlieb Clostermeier  — Fürstlich Lippische Regierung  — Christian von Meien 
1827Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
1828Christian von Meien Nr. 145, 09. Januar 1828 — Fürstlich Lippisches Militärgericht 
1829Christian von Meien Nr. 251, 22. Dezember 1829
1831Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 307, 17. May 1831 — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
1833Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Fürstlich Lippische Regierung  — Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 — Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
1834Obristleutnant Friedrich Adolph Böger  — Fürstlich Lippische Regierung  — Wilhelm Arnold Eschenburg  — Christian von Meien  — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834
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1836Jakob Stang  — Louise Christiane Grabbe  — Karl Leberecht Immermann Nr. 682, 17. Februar 1836
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