Nr. 481, siehe GAA, Bd. VI, S. 101 | 21. November 1834 | | Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf) an Christian Dietrich Grabbe (Frankfurt a. M.) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| Gleich nach Empfang Ihres Briefes, der mich sehr erschreckte, da ich Ihr Talent wahrhaft hochschätze, habe ich auf Mittel gesonnen, Ihnen zu helfen. Meine Lage ist nicht von der Art, 10daß ich viel für Sie thun kann; was mir möglich ist, will ich indessen thun. Ich habe an einen hiesigen Buchhändler, namens Schreiner, geschrieben und demselben Ihren „Hannibal“ angetragen. Seine Antwort lege ich bei. Sie sehen daraus, daß er zum Verlage geneigt ist; nur will er vor allem das Manuskript 15haben und die Bedingungen wissen. Schicken Sie mir also bald möglichst die Handschrift und lassen Sie mich wissen, wieviel Sie haben wollen; ich werde dann das Geschäft so vorteilhaft als möglich zustandezubringen suchen. — Ist es Ihr Wille, hierher zu kommen, so bin ich bereit, für Sie ein 20Stübchen zu besorgen und während der Wintermonate die Miete zu bezahlen. Auch kann ich Ihnen bei dem hiesigen Theater Schreibarbeit in Rollen, Büchern u. s. w. verschaffen, womit Sie sich, wenn Sie sich mit nichts anderem beschäftigen wollen, monatlich 6—7 Thaler verdienen können. — Meine 25Umstände erlauben mir aber nicht, Ihnen ein elegantes Zimmer zu mieten; Sie müssen damit zufrieden sein, unter Obdach zu kommen. Das Vorstehende biete ich Ihnen aus gutem Herzen und mit dem innigen Wunsche, daß es mir gelingen möge, Ihre Verhältnisse wiederherstellen zu helfen; ein mehreres 30aber ist mir völlig unmöglich, welches ich Ihnen offen vorher sage, damit Sie sich keine Illusionen über Ihre hiesige Lage machen. — Fassen Sie hiernach Ihren Entschluß und seien Sie versichert, daß ich eben so gerne halten werde, was ich versprochen, als gewiß ist, daß ich nicht ein mehreres für 35Sie wirken kann, noch werde. 21. November 1834. [GAA, Bd. VI, S. 102] |
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