Nr. 477, siehe GAA, Bd. VI, S. 96 | 15. November 1834 | | Christian Dietrich Grabbe (Frankfurt a. M.) an Wolfgang Menzel (Stuttgart) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| Herr Hofrath! Unterzeichneter (schlagen Sie um) wird Ihnen bekannt seyn. — Er hat reich geheirathet (wie das kam, kann er nur mündlich 30sagen), aber an der Frau ein Genie bekommen, welches ihn, will er nicht das Aeußerste thun, nöthigt dessen Glorie nur aus der Ferne zu betrachten. Er ist zu stolz, etwas vom ihm auch zukommenden Vermögen, ja selbst von seinem Eingebrachten zu nehmen, behält zwar die Gewalt darüber 35sich vor, benutzt sie aber nur im äußersten Fall. Nun könnten Sie und die Cotta'sche Buchhandlung mir wohl aus der Verlegenheit helfen. Mein hiesiger Verleger, dem ich meine ersten Schriften geschenkt habe, will immer dieß und das, hier soll geändert, da etwas niedergedrückt werden, und [GAA, Bd. VI, S. 97] das kann ich nicht. Wollt' er es selbst thun, wär's mir Eins. Die Cotta haben so manchem Unternehmen geholfen. Helfen sie auch meinem. Ich habe einen Hannibal (Drama) fast fertig, der meinem Napoleon gleichsteht. Ich kann in geschichtlichen 5Sachen (mein helfender Lehrer war mein Schwiegervater, Archivrath Clostermeier, Verf. der Hermannsschlacht pp) Jedem die Stirn bieten. Böttiger meinte Barbarossa's Provençale wäre erfunden. Sie ist von Fr[iedrich] I selbst. Ich bitte a) mir umgehends Antwort zu schicken, — 10denn hier leb ich precair, — b) im interessanten Schwaben mir unter erträglichen Bedingungen (18 Gr. des Tags und freie Miethe würde wohl für's erste Jahr weil ich selbst Geld habe, und 's nur meiner Mutter schenken will, sicher genügend und genug seyn) Aufenthalt zu verschaffen, wogegen 15ich Dramen schreibe und überliefere; zwei versprech' ich in 6 Monaten, — auch soll dann Hr. Cotta, wenn er will, nicht mehr verpflichtet seyn, — c) die Herr'n von Cotta thun das vielleicht. Ich brauche nur Athem. Denn — vielleicht mehr als Sie und ich denken, leist' ich. Ich bitte noch einmal, 20antworten Sie umgehends. Statt mit meiner Frau wieder zusammenkommen zu müssen, schaffen Sie mir im äußersten Fall eine Abschreiberstelle. Schwabens Thäler und Burgen entschädigen einen Poeten. Im Morgenblatt und dem Literaturblatt pp. kann ich beizu 25sicher Viel leisten. Ich bin ohne dumme Complimente, in Eile und doch stets | | / Ihr desto mehr Sie hochachtender | Frankfurt am Main den 15. Nov. 1834. | | Grabbe. | Adresse: An den Auditeur Grabbe in Frankfurt am 30Main, abzugeben in der Hermann'schen Buchhandlung daselbst. |
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477.
H: Nicht zugänglich.
E: Litteraturarchiv-Gesellschaft in Berlin.
D: In der bei Nr 274 angeführten Schrift Oscar Blumenthals,
S. 34—35.
D1: „Briefe an Wolfgang Menzel I“, S. 65—66, als Nr 51.
Der Text dieser Ausgabe folgt aus den, bei Nr 274 angegebenen
Gründen D1.
S. 97, Z. 7: Böttiger meint [usw.]: Siehe die Anm. zu Bd 2,
S. 80, Z. 29—38. ( S. 565—67.)