Nr. 47, siehe GAA, Bd. V, S. 43 | 10. September 1822 | | Adolph Henrich Grabbe (Detmold) an Christian Dietrich Grabbe (Berlin) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| Lieber Christian! 35 Deinen Brief vom 2ten :/ dem 5ten aber zur Post :/ haben wir den 8ten des Sonntags Nachmittags, zu unserer Freude, daß Du gesund bist, erhalten. Wir sind es, so weit es unser Umstände und Alter erlaubt auch noch. Es war hohe Zeit, [GAA, Bd. V, S. 44] daß ein Brief kam, das Lamatiren mit der Mutter gieng schon los, 2mal hatte sie den Briefträger schon vergeblich wegen einen Brief von Dir entgegen gesehen. Neues gibt es hier eben nicht. Die Hofhaltung ist wieder hier und am 1ten 5Sept. wa[rd] der Geburthstag unsers Erbprinzen gefeiert. Der [Herr] Professor Möbius heirathet den Hofprediger Droste seine älteste Tochter. Der junge Kanne der beim Obr.L. Böger im Hause war ist an seinen Beinschaden gestorben. Es waren viele mit zur Leiche, alle Lehrer des Gyminasiums, 10Balhorn Rose p Der Prediger Althaus that eine ganz passende Rede beim Grabe. Die Frau des Regierungsrath Petri hat einen kleinen Sohn ist aber schon todt. Die Frau des Hofprediger Droste hat ein kleines Mädchen. Beim Siekkruge ist wieder ein Mann der nach dem Meinberger Markt wollte 15und Geld bei sich hatte todt geschlagen worden. Daß Du viele Bekannte in Berlin erhältst freuet uns, denn ohne Bekanntschaft kann man in der Welt nicht gut fertig werden. Sei überhaupt mit Deinen Sachen nicht so eilig und versäume vor allen die Collegia nicht darüber, den Du trittst 20jetzt Dein letztes halbes Studienjahr an, nach dem Du Deinen Excamen doch aushalten mußt, das ander wird sich alles schon von selbst geben, wenn die Zeit da ist, Sei nur froh und vergnügt und die Mutter läßt bitten, daß wenn große Revüe wäre, möchtest Du Dich ja in acht nehmen, daß Du 25in kein Gedränge kämest. Mit dem Zuchthause ist es noch nicht vorbei. Der Regierungsrath Petri hat es schon in Augenschein genommen, und in dieser Woche kömt ein zweiter: nämlich der p Petri von Regierungswegen, das Criminal:Gericht, der Hofrath Gellhaus, der Landbaumeister v. Natrop 30p Was dem Rath dieses ist, kannst Du Dich leicht vorstellen. Mir ist alles recht, sie mögen machen was sie wollen, und wenn auch Verlegung sollte stattfinden. Kaffe trinkt die Mutter noch, und besonders wenn Du fleißig schreibst. Anbei erfolgen 10 Pistolen, und ohne diese haben wir noch 35150 rthlr. bis Ostern für Dich bestimmt, Du mußt sparsam damit zu werke gehen, denn denke ich wirst Du Dein Auskommen damit haben. Das Gold ist hier theuer die Pistole kostet 27 bis 30 mgr. agio. Du mußt künftig einen großen Brief schreiben, damit ich Deiner Mutter viel vorlesen kann. 40Willst Du Dich künftigen Ostern auch hier excaminiren lassen, oder willst Du es in Berlin thun, sollst Du das letzte wählen, [GAA, Bd. V, S. 45] auch den wollen wir sehen, daß Du die Kosten dazu erhältst. Es geht nicht dafür wer was gelernt hat, für einen großen Staat, wo Künste und Wissenschaften geehret werden. Du versäumest mit Deinem Lustspiel Deine andern Sachen doch 5nicht, wir fordern von Dir ja noch nichts. Die Mutter bittet noch mal Du möchtest Dich vor allen in acht nehmen u. Deine Gesundheit schonen und immer vergnügt sein, alles wird kommen. Begemann kömt vielleicht nach Berlin er hat noch keine bestimmte Nachricht von seinem Vater ob er es 10thun darf. Nach Halle geht er sonst auf jeden Fall. Der Seminarist Meier kömt nach Bremen für Schullehrer diesen Michael, er freuet sich darüber nicht wenig. Die Mutter freuet sich auf künftigen Ostern schon, daß wenn Du kömst, sie Dir guten Kaffe kochen kann. Die Mutter läßt Dir 15tausend mal grüßen und umarmt Dich in Gedanken. Leb wol lieber Christian und denke oft an Dein[e] Dich liebenden Eltern, die so lange Du gele[bt] hast für Dein Wohlgehen Sorge getragen haben Schreib bald wieder und leb wohl und sorge für Deine 20Gesundheit. Detmold den 10ten September 1822. Die Mutter läßt fragen ob Du auch Deine Decken brauchst, den da 25wäre Wolle darinn und möchtest sie ja über decken. [Adresse:] An den Hrn. Stud. jur. Chr. Grabbe Wohnhaft bei dem Herrn Riemermeister Kramer auf der alten Friedrichsstraße nro: 83 in Berlin. Hierinn 10 Pistolen. Frey |
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