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Nr. 407, siehe GAA, Bd. VI, S. 37nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Christian von Meien (Detmold)
Brief

                Hochwohlgeborener
15        Hochgeehrtester Herr Regierungsrath!

  Hoffentlich habe ich Sie doch durch den gestrigen Brief
nicht verletzt, indem ich keine Antwort erhalte, wonach ich
das fürchten muß.

  Hätte der Forstsecretair Kestner den Kasten mir überliefert,
20so würde ich zu meiner Frau gesagt haben:

        sieh, hier ist der Kasten mir überliefert, und mußte
        das mir als Ehemann geschehen,

und dann:

        da ich mein Recht Dir gezeigt habe, mache damit
25        was Du willst.

  Statt so Versöhnung zu befördern hat der Forstsecretair
Kestner sich in halbe Maaßregeln eingelassen, aus denen stets
wenig und nur Schädliches entspringt.

  Heute muß ich fast den ganzen Nachmittag die Proceßtabelle
30redigiren, und Sie haben, obgleich Sie mir den Besuch
freistellen, doch so wenig Zeit, daß ich davon nicht Gebrauch
machen kann, sondern fragen muß:

        wann darf ich in den nächsten Tagen kommen?

  Das Dings an das Intelligenzblatt, welches mir meine Frau
35gewaltsam aus den Händen gerissen hat (und ich soll
nach ihrer Idee immer der Schlimme seyn, obgleich ich sie
kaum sehe) werde ich ohne Anfrage bei Ihnen nicht einrücken
lassen.

[GAA, Bd. VI, S. 38]

 


  Ich wollte, es ginge alles gut, denn nicht gern möchte ich
unter der Kathegorie einiger anderen Weiberverläufer stehen.

  Glauben Sie aber mehr der Geisteskraft und ausdehnenden
Erfindungskraft meiner Frau (wovon sie selbst kaum weiß)
5als ihrem — vielleichtigem Sprechen. Ich hätte Zeugen.

        Hochachtungsvollst gehorsamst
                                

  Detmold, den 11. Juli 1833.

  Nochmaligen Dank für Ihre Güte. Auch habe ich die grade
10fällig gewesenen 21 Rthr. Zinsen ihr zurücküberliefert.