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Nr. 406, siehe GAA, Bd. VI, S. 36nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Christian von Meien (Detmold)
Brief

                Hochwohlgeborener,
10        Hochgeehrtester Herr Regierungsrath!

Für Ihren gütigen Vermittelungsversuch statte ich aufrichtigen
Dank ab.

  Meine Frau ist von Herzen gut, aber sehr eigen, und nimmt
alles im übertriebenen Maaßstabe. Das thue ich auch, aber
15ich glaube, doch nicht so sehr als sie. Mein Herz mag schlechter
seyn als das ihrige.

  Die Gütergemeinschaft mit ihr interessirt mich besonders
insofern, als ich dadurch ein eigenthümlicheres Interesse habe
für das Gesammtgut zu sorgen, als wenn keine da wäre. Sie
20selbst hat sie gewünscht, und, wie viele Beispiele zeigen, ein
gemeiner Mensch betrügt bei getrennten Gütern seine Frau
und seine Gläubiger eher als bei ungetrennten.

  Ich aber habe von meiner Frau Vermögen nichts verbraucht,
gab ihr meine monatliche Gage, und mehr, weiß nicht einmal
25worin ihr Vermögen besteht, muß aber, seitdem sie über 300
Rthr. verschleppt hat, den Mann zeigen und Aufsicht halten.
Denn, gebe ich nach, so wird das nicht als Gutwilligkeit, sondern
als mein von mir eingesehenes Unrecht behandelt.

  Nichtsdestoweniger bin ich erbötig, die Anzeige im Intelligenzblatt
30zu unterlassen und meiner Frau den verwünschten
Kasten mit den 300 Rthr. pp. zur Disposition (sie mag ihn
in's Wasser werfen oder die mir verdächtigen fremden Wittwencassen)
mit schriftlicher Versicherung damit zu thun, was
sie will, zu übergeben, sobald sie nur den Kasten wieder in's
35Haus schafft.

  Sodann bleibt es zwischen mir und ihr auch in jeder Art

[GAA, Bd. VI, S. 37]

 


beim Früheren, und sie mag, sofern sie dem Gemeingut nicht
schadet, verwalten wie sie will. Auch die Gage und die von
mir genommenen Zinsen (circa 21 Rth. 18 gr.) werde ich ihr
wieder gern überlassen.

5  Ich könnte mehr sagen. Wenn Sie das wünschen, bitte ich,
mir die Stunde zu bestimmen, wo ich Ewr. Hochwohlgeboren
sprechen kann.

  Meine Frau ist weit besser wie ich, klüger aber schwerlich,
und darum sehe ich bei ihren Verschleppungen auch etwas zu.

10  Detmold den 10. Juli 1833.

                                
                                
                                

 

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1818Christian Dietrich Grabbe Nr. 20a, 15. Februar 1818
1820Christian Dietrich Grabbe Nr. 30a, 20. May 1820
1827Fürstlich Lippisches Militärgericht Nr. 115a, 03. Januar 1827
1828Christian Dietrich Grabbe  — Fürstlich Lippisches Militärgericht Nr. 202a, 20. August 1828
1830Christian Dietrich Grabbe Nr. 275a, 29. August 1830
1831Christian Dietrich Grabbe Nr. 290a, 11. Februar 1831
1832Christian Dietrich Grabbe 
1833Fürstlich Lippisches Militärgericht Nr. 400a, 18. Juni 1833 — Christian Dietrich Grabbe 
1835Christian Dietrich Grabbe  — Fürstlich Lippisches Militärgericht Nr. 734a, 26. August 1835
1836Christian Dietrich Grabbe