Nr. 347, siehe GAA, Bd. V, S. 364 | 28. Dezember 1831 | | Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Georg Ferdinand Kettembeil (Frankfurt a. M.) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| Lieber Kettembeil, 15 Meseritz kann die Recension in die Hallische Literaturzeitung selbst machen. Er bekommt das Honorar dafür, braucht sich nicht anzustrengen, und Selbstloben will ich nicht. Habe es seit Jahren satt. Sorge, daß er was thut. — Von Kosciusko, dem Quaste, sind 1½ Act fertig, aber nicht Polen, sondern 20Rußland spielt, wie ich ahnte, die Rolle. Auch ist das Ding gut und ernst. — Aber meine innere Lage — Gott oder die Welt und ihr Geist seyen mir gnädig und ich ihnen! So oder so — Ostern seh' ich sonst ganz gewiß nicht mehr, ja Neujahr nicht, wenn ich nicht durch Kampf zu 25siegen hoffte. Ich bin auch dabei einen Roman zu schreiben, in dem ich alles auslasse, was ich fühle, denke, gefühlt, gedacht habe, und was piquant und zeitgemäß ist. Kann ich ihn vollenden, könnte ihm, soviel heute Bücherwirkung möglich ist, diese nicht 30fehlen. Wenn die Russen in sich eins bleiben, verhält sich dieses Reich zu dem übrigen Europa, wie einstens der Norden zu den kleinen italiänischen Staaten im Mittelalter. Börnes Briefe kenne ich nicht. Er ist ein Narr, der sich 35nicht genug anerkannt glaubt, und Onanie ist ein schlechter Trost. Ich glaube Dir, daß Raupach so übel nicht ist. Er ist kein gewöhnlicher Poetenjünger mehr. Er ist Fabricant, und mit solchen Leuten ist besser Umgehen als mit Dichterlingen. [GAA, Bd. V, S. 365] Dieß auf Deinen Brief. Dabei: kannst Du mir nicht einen kleinen, aber netten goldnen Ring schaffen? Geht's nicht, so laß es. Auch habe ich hier Bekannte, die gern die neuesten wichtigsten, besonders politischen Erscheinungen, kauften. 5Melde mir doch solches Zeugs mit billiger Rabatts-Anzeige, und ob es von Dir zu beziehen sey. Und antworte mir bald. Ich bedarf einer Antwort. Detmold den 28st Dec. 1831. 10 Habe ich Dir schon geschrieben, daß der Immermann neulich hier war, und mich besah? Ich sah aus wie alte Meubles, denn die besieht man. |
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