Nr. 31, siehe GAA, Bd. V, S. 22 | 02. Juni 1820 | | Adolph Henrich Grabbe (Detmold) an Christian Dietrich Grabbe (Detmold) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| 5 Lieber Christian! Deine Mutter ist ängstlich daß Du auf meine Briefe noch nicht geantwortet hast und ist bange daß dieselben nicht in Deine Hände gekommen sind. Schreib doch nun daß Deine Mutter sich davon überzeugen kann. 10 Wir sind gesund, desgleichen wünschen wir von Dir zu erfahren. In meinem letzten Briefe habe ich Dir geschrieben daß Helwing hier durch gekommen, um nach Leipzig zu gehen, dieses ist aber nicht der Fall, Helwing hat die andern nur begleitet und ist wieder retour nach Lemgo gegangen u. bleibt 15diesen Sommer in Lemgo. Hier hat es bis jetzt immer Lustbarkeiten gegeben. Den 29ten Mai hat die neue Fürstinn einen Ball in Schröders Hause gegeben, wo viele Schüler gewesen u. wie ich höre recht lustig gemacht haben. Candidat Emmighausen läßt Dir sagen, Du möchtest ihn doch auch 20schreiben. Petri geht diesen Michaeli auch von hier, weiß aber noch nicht, wie er mir selbst gesagt, nach welcher Universität. Dem Vernehmen nach soll der alte Krohn unter Curatell gesetzt werden. Der 2te Sohn des H. Secr. Knoch der nahe bei Leipzig auf einer Oeconomie, ist hier, um die 25Meierei Breda zu Pachten. Derselbe ist in dieser Messe in Leipzig gewesen hat aber nicht gewußt, daß ein Landsmann von ihm da wäre, sonst hätte er ihn aufgesucht, wenn er auch im verborgendsten Winkel gewesen wäre, nämlich ich habe ihm nicht gesprochen, er hat es aber in Clostermeiers 30Hause erfahren, davon weis ich es. Dieser Knoch rühmt Leipzig außerordentlich, und sagt, er wäre in Frankfurth p gewesen, aber gegen Leipzig käme nichts. Dieses hat den Herrn Arch: r. Clostermeier außerordentlich gefreuet u. sagte zu mir was hat Christian klug gethan, daß er sich Leipzig 35gewählt hat. Dieses freuet mich daß Du immer mehr Beifall mit Deiner Wahl erhältst. Wie geht es sonst wie steht es mit Deinem Essen u. Trinken. Deine Mutter glaubt nun daß sie Dir das Essen nicht nachtragen könnte, würdest Du wol mit dem Essen betrogen, hierinn wird sie sich doch wol irren. [GAA, Bd. V, S. 23] Ich habe diesen Brief über Bielefeld, mit dem Boten, um die geschwindere Ueberkunft zu befördern, gehen lassen. Hast Du schon ein Corpis juris? Detmold den 2ten Juni. 1820. |
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31.
H: Doppelbl. in 20 (vom zweiten Blatte fehlt der größere Teil);
1½ S.
[Bd. b5, S. 402]
F: GrA
T: Gegenw. S. 11.
T1: WBl IV 604—05.
S. 22, Z. 18 f.: Candidat Emmighausen: Wilhelm Heinrich E.,
geb. am 22. Aug. 1798 zu Detmold als Sohn des Fürstl. Hoflaquais
Carl Friedrich Wilhelm E., hatte anderthalb Jahre in Marburg, vom
3. Mai 1819 an ein weiteres Jahr in Göttingen Theologie studiert,
ließ sich am 24. April 1820 in Detmold examinieren, wurde unterm
3. Mai unter die Zahl der Landeskandidaten aufgenommen, setzte
aber nachher sein Studium noch ein halbes Jahr fort. Im November
1824 wurde er Rektor der Schule in Blomberg, im Januar 1826
Prediger in Augustdorf, starb aber bereits am 24. Jan. 1830 am
Nervenfieber.
S. 22, Z. 20: Petri: Moritz Leopold P. (1802—1873), der Sohn
des Regierungsrates Friedrich Simon Leopold P., am Detmolder
Gymnasium Klassenkamerad Grabbes, nach dem Studium der Rechtswissenschaften
in Göttingen, Jena und Leipzig unterm 16. März 1824
als Auditor beim Fürstlichen Hofgerichte angestellt, 1825 Syndikus
in Lage, unterm 17. Okt. 1828 zum zweiten Assessor am Hofgerichte,
unterm 24. Sept. 1833 zum Kanzleirat ernannt.
S. 22, Z. 22: der alte Krohn: Wohl der 1764 in Lemgo geborene
Amtmann Christian Friedrich K. in Detmold, der bereits im folgenden
Jahre, nämlich am 13. Febr. 1821, gestorben ist. Der im
Briefe des Vaters Grabbe vom 18. Mai (Nr 30) erwähnte Franz K.
ist sein Sohn aus zweiter Ehe.
S. 22, Z. 23: Der 2te Sohn des H. Secr. Knoch [usw.]: Joh.
Friedrich Georg K., Konsistorial-Sekretär, bei den Obergerichten
rezipierter (zugelassener) Advokat und Prokurator, auch Rechnungsführer
der geistlichen Witwenkasse, seit dem 5. März 1824 Fürstlicher
Rat, war der Sohn (das dritte Kind) des Archivrats Johann
Ludwig K. und ist am 9. Dez. 1827 im bald vollendeten achtundsiebzigsten
Lebensjahre nach schweren Leiden gestorben. Der zweite
überlebende Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Wilhelmine Charlotte
Kronshagen von Hornoldendorf (zwei andere waren früh verstorben)
war der am 22. Sept. 1795 geborene Friedrich Karl Ernst.
Dieser hatte sich, nachdem er als kurhessischer Lieutenant pensioniert
worden, der Ökonomie gewidmet, unter verschiedenen Amtmännern
gearbeitet und sich zuletzt ein Jahr lang auf dem gräflichen Gute
Zschepplin unweit Leipzigs aufgehalten. Darauf war er in seine
Heimat zurückgekehrt, um in den Pachtvertrag über die herrschaftliche
Meierei Breda im Amte Varenholz einzutreten; denn der damalige
Pächter beabsichtigte, das Land zu verlassen. Im Namen des
Sohnes trug der Konsistorial-Sekretär der Rentkammer diesen
Wunsch vor; am 22. Juni 1820 ging sein Gesuch dort ein. Verhandlungen
kamen in Gang. Da jedoch K. aus den ergangenen
Resolutionen den Eindruck gewann, daß man gegen die Annahme
seines Sohnes viele Bedenklichkeiten hege, so zog er nach einigen
Tagen sein Gesuch zurück. Dafür trat der junge K. in die Verwaltung
der Meierei ein und begab sich am 26. Juni dorthin. (Vgl.
„Acta wegen Verpachtung der Meierei Breda an den Conductor
Hausmann von Petri 1812/25 und 1826/31. 1820 seq. bis 1826.“
[Bd. b5, S. 403]
StAD L 92 B Kammer-Meierei-Sachen. XII. Breda Tit. VI. B. No 5b
Vol. II. Bl. 5—15.)