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Nr. 289, siehe GAA, Bd. V, S. 321thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Nikolaus Meyer (Minden)
Brief

      Handschrift Hochgeehrtester Herr Regierungsrath!

  Ihr Verlust ist zu groß, da sprech' ich nicht weiter, so
wenig wie ich gewagt hätte zu schreiben, wenn ich so etwas
gewußt. —

25  Der Hr. Postmeister Lieut. Runnenberg wird Ihnen für
den Eros übergeben

a) von Sr. Durchlaucht dem Fürsten (5 Exemplare,
deren Betrag der Hr. Schloßhauptmann
von Funck zugleich mit dem seinigen
30übermacht hat) --------------- 6 rthlr. 24 gr.
b) vom Hrn. Schloßhauptmann    1 Ex. — 1 rthlr. 12 gr.
c) vom Hrn. Hofrichter Ernst      1 „ — 1 rthlr. 12 gr.
d) „ „ Canzleirath Ernst    1 Ex. — 1 rthlr. 12 gr.
e) „ „ Hofrath Piderit        1 Ex. — 1 rthlr. 12 gr.
35f) „ „ von mir            1 Ex. — 1 rthlr. 12 gr.

                                 rthlr. 12 gr.

Der Herr Lieut. Runnenberg wird seinen Antheil selbst
anfügen. Dem Herrn Rath Sterzenbach habe ich Handschrift gestern geschrieben,
aber noch keine Antwort.

[GAA, Bd. V, S. 322]

 


  Ihrem Eros Geist, Gefühl, Sprache nicht zugestehen, wäre
thöricht; die Recens. im Gesellschafter scheint ersichtlich berechnet
-wegwerfend zu seyn. Eine Damenhand hätte ich nie darin
gesucht. Da ich aus mancherlei Gründen mich nicht als Recensent
5hinstellen mag und kann, (auch mein Theaterrecensiren
ist längst vorbei) kann ich bei keiner Recension meinen Namen
unterdrucken lassen, aber an ein beliebiges Journal
(auch an den Gesellsch.) eine Recens. Ihres Eros, mit der Sie
gewiß nicht unzufrieden seyn sollen, selbst einschicken und
10mit einer Chiffre darunter einrücken zu lassen, will ich recht
gern. Handschrift Darüber 2 Worte Antwort.

Wie leid thut es mir, daß ich Sie nicht sprechen kann.
                 Hochachtungsvollst
  Detmold d. 29st Januar    Ewr Wohlgeboren
          1831.                        gehorsamster Grabbe.

  [Adresse:] Handschrift Sr Wohlgeboren dem Herrn Regierungsrath N.
Meier in Minden. Anbei 13 rthlr. 12 gr. Pr. C.

 


289.

H: Doppelbl. in 20; 2½ S., Adresse auf S. 4. (Aus dem zweiten
Blatte ist ein viereckiges Stück herausgeschnitten.)
F: GrA
D: In der bei Nr 132 angegebenen Publikation, S. 61—62, als
Nr VII.

S. 321, Z. 22: Ihr Verlust: Nachdem schon am 12. Nov. 1830
Meyers zweitgeborener Sohn, Goethes „hoffnungsvoller Bildner“,
gestorben war, war ihm am 7. Januar 1831 der älteste Sohn Johann
Wolfgang, Goethes Patenkind, im Tode nachgefolgt. Vgl. „Goethes
Bremer Freund Dr. Nicolaus Meyer. Briefwechsel mit Goethe und
dem Weimarer Kreise. Hrsg. von Hans Kasten. Bremen, Schünemann
1926. S. XXIV. Ebenda S. 417 wird der Wortlaut der, dem Briefe
Meyers an Rahel Varnhagen von Ense vom 27. Jan. 1831 beigelegten
gedruckten „Todesanzeige“ mitgeteilt. Er wird hier wiederholt,
da anzunehmen ist, daß auch Grabbe ein Exemplar dieser
Anzeige erhalten hat:
  „Noch tief erschüttert von dem am 12ten November vor. J. erfolgten
frühen Tode des zweiten geliebten und hoffnungsvollen
19jährigen Sohnes, Carl Victor, wird dem gebeugten Vater
durch den unerforschlichen Ratschluß des Höchsten eine nicht minder
harte Prüfung auferlegt. Den 7ten Januar, Mittags 2 Uhr, entschlief

[Bd. b5, S. 632]

 


zu Pyrmont, in den Armen der Mutter, welche dem geliebten Sohne
dorthin zur Pflege gefolgt war, mein ältester Sohn, Heinrich
Hermann Johann Wolfgang, — geb. zu Bremen den
10ten Aug. 1807, — am Schlusse seiner akademischen Laufbahn. Ein
heller Verstand zeichnete den kräftig schön gebildeten Jüngling aus,
dessen früher Tod alle in ihn gesetzten so gegründeten Hoffnungen
der liebenden Eltern und Geschwister in einem harten Schlage
vernichtet. Die, uns und dem früh Geschiedenen Befreundeten, denen
ich diese Anzeige widme, werden unsern tiefen Schmerz theilnehmend
würdigen.
  Minden, den 11ten Januar 1831.
                                 N. Meyer,
                                - und Medicinal-Rath.
S. 321, Z. 25: Postmeister Lieut. Runnenberg: Siehe die Anm. zu
Verweis zum Kommentar S. 269, Z. 16.
S. 322, Z. 2: die Recens. im Gesellschafter [usw.]: „Eros. Poetisches
Taschenbuch auf 1831“ ist von der Meyerschen Hofbuchhandlung in
Lemgo in No XXIX der Anzeigen, Beilage zum 169sten Blatte des
„Gesellschafters“ vom 20. Oktober 1830 (Ausgegeben: 16. Oktober),
S. 845, annonciert, in den folgenden Monaten aber bis Ende Januar
1831 in der Zeitschrift nicht rezensiert worden.