Nr. 228, siehe GAA, Bd. V, S. 269 | 18. April 1829 | | Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Georg Ferdinand Kettembeil (Frankfurt a. M.) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| Anbei eine sofort in die Iris zum schnell[sten Abdruck zu 10gebende Theater]kritik. Schreibfehler verbessere. Kannst Du die Name[n(?) ... sie drucken] wie Du willst.Dein Freund 1) anbei ein Brief an Rousseau, der mir geschrieben. Besorg an ihn anliegende oben schon erwähnte Recension 15in die Iris, aber abgeschrieben, nicht von meiner Hand, mußt sagen, ein Dritter, Lieut. Runnenberg etwa, habe sie gemacht, 2) ist der D. J. u. F. auch ordentlich verschickt und überall angekündigt? Er ist ein guter Vorläufer. 20 3) das Morgenblatt könnte Rousseau besorgen, 4) aus dem Barb. ja Scenen in die Journale, 5) ich konnte heute, wo ich aus Ursachen einen „Satz“ gebe, nicht frankiren, 6) ja Scenen aus B. gleich in die Journale, 25 7) anbei Dein Zettel zurück | | ad I desselben: „wahn vor | | | pp“, (wahn heißt ja „blind“, | | | „toll“). | | | ad II „Todt schlägt man noch | Heinrich VI wird | | einmal so viel der Feinde“. | gewaltig. | | ad III „Gern höre ich den Ton | | | des Landes d'oc | | | (der Sprache d'oc — Languedoc) | | | | | | ad IV „Alle Erinnrungen der | | | Vorzeit laßt erwachen, | | | Alfs pp“. | Schick D. J. ja an die Literaturzeitungen. Wir müssen setzen, wir gewinnen. An's Conversati[onsbla]tt, Westph. Anzeiger! [GAA, Bd. V, S. 270] Schnell den Barb. gedruckt. Und [ein Stück des Briefs abgerissen] Grabbe. (Mir jede Recension, wenn auch unfrankirt, mitgetheilt.) 5 Noch etwas: verzeih meine wilden Briefe, ich habe zuviel zu thun. Mir ja den D. J. ausposaunt, Du hast ihn wirklich mißschätzt und zu lange liegen lassen. Rousseau hatte mir eine Subscriptionsliste für eins seiner Bücher geschickt, ich habe unterzeichnet, ihm auch angezeigt, wie er mehrere Subscribenten 10erhalten kann, er verspricht mit möglichstem Eifer für uns zu wirken; nutz' ihn. Sollte er nichts in seinen alten hier sehr viel gelesenen Westph. Anzeiger jagen können? Aus Heinr. VI liegt schon Neapels Golf vor mir mit seinen Inseln und Vulkanen. Aschenbrödel wird tollkomisch, aber auch 15so: Erste Fee. Was singt die Nachtigall? Andere Fee. Verstehst du's nicht: 20 „Durchs laub'ge Dunkel Bricht Lichtgefunkel, Entzündet mir die Brust, Hoch flammt mir auf die Stimme, Und preis't der Liebe Schmerz und Lust!“ 25 Erste Fee. Was will der Duft der Rose? Andere Fee. Er ist der Rose Stimme Und ruft dem Sonnengotte zu: 30 „Ich schlief im grünen Kleide, Verloren ist die Ruh, Denn mich erwecktest du! O Sonn' und Liebesfreude, Euch anbetend 35 Schwillt mir der Busen schaamerröthend!“ Bin ich nicht ein bischen ein Sappermenter? Den Sir Shakespeare wollen wir doch noch wohl unter kriegen. Für sein bestes historisches Stück gebe ich nicht einmal den Barbarossa. Erkundige Dich unter der Hand, auf welche Weise man den 40 Potentaten die Exemplare am besten zuschickt. Ich thät's gern unmittelbar. Die Erinnerung, welche in Heinr. VI vorzugsweise [GAA, Bd. V, S. 271] durch Heinr. den Löwen an das vorige Stück erregt wird, soll eben so künstlerisch als nützlich seyn: H. d. L. Hier stand Mathildis mir zur Seite, 5 Zerriß den Schleier, um den Landolph zu Verbinden — Todt nun lange! — Sey geküßt, Du heil'ger Boden! — Für das übersandte Geld danke ich sehr. Du thätest mir aber einen großen Gefallen, und ich würde Dich bis zur 10nächsten Production, falls sie Dir gefällt, auf Ehre nicht wieder quälen, wenn Du mir mit der nächsten Post noch 30 — 36 rthlr. schicken könntest. Kannst Du es nicht, so laß es und erwähne es nicht wieder. Ich speculire hier äußerst hoch, bin Sieger, aber noch vorsichtig, schieße erst, wenn ich 15ganz unzweifelhaft treffe, und bedarf äußerst viel, wozu denn die Advocatur hilft und Du, Vetter. Thät's mir nicht Noth, spräch' ich nicht davon. Also Dein schiefer Grabbe. Detm. 18t Apr. 1829. 20 [Adresse:] Sr Wohlgeboren dem Herrn Buchhändler Kettembeil (Hermannsche Buchhandlung) in Frankfurt am Main. |
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