Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Ludwig Tieck (Dresden)
Brief
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Verehrtester Herr und Meister! Die schönste und größte Zeit meines Lebens war die, wo ich mich persönlich von Ihnen belehren lassen konnte. Sie 15flößten mir durch Ihr Urtheil soviel Zutrauen zu meinen Werken ein, daß ich es gewagt habe, sie drucken zu lassen, und zwar um so mehr, als ich jetzt, wie Sie verehrtester Meister! zu wünschen schienen, auch im bürgerlichen Leben als Advocat und Substitut des Auditeurs fest und sicher 20stehe. Einigemal streiten meine Ansichten (insbesondere in der Abhandlung über Shakspeare) zum Theil mit den Ihrigen. Die Ihrigen sind gewiß die geistreicheren und besseren, — aber grade Sie, verehrtester Herr, werden als großer umfassender Dichter auch die freie Aeußerung meiner Ansichten nicht mißkennen. 25 Ein Exemplar meiner Werke ist angebogen, und innig hoffe ich um eine geneigte Antwort aus Ihrer Feder. Mit größter Hochachtung und Liebe verharre ich
/ verehrtester Herr und Meister!
Detmold den 30st Oct. 1827.
gehorsamster Grabbe.
(Dieser Brief ist während meiner Anwesenheit in Frankfurt a. M. abgeschickt) [Adresse:] An den Herrn Hofrath Dr. L. Tieck Wohlgeboren 35in Dresden. Frei. Anbei ein Paquet mit Büchern. [Von fremder Hand:] In Auftrag des Verfassers beigefügt. Joh. Christ. Hermann'sche Buchhandlung
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