Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Nikolaus Meyer (Minden)
Brief
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Ewr Wohlgeboren übersende ich anbei einen kleinen Beitrag zu Ihrem geehrten 35Sonntagsblatte. Er ist zum Theil ein wenig gegen die letzte Detmoldische Correspondenz (die, wie ich offen gestehe, nach meiner Vermuthung vom Rath Sterzenbach ist) gerichtet, indeß mit höflicher Einleitung und ohne Grobheit. Das Blatt Ewr Wohlgeboren wird gewiß, und geschähe es mit Selbstverläugnung,
[GAA, Bd. V, S. 181]
eher die Sache als die Person beachten. Meinen Namen brauchen Sie auf keine Anfrage zu verhehlen, und den Scherz, welchen ich mir am Ende der Correspondenz, mit meiner eigenen Theaterkritik mache, bitte ich als unschuldigen 5Humor zu betrachten. Großes Vergnügen wäre es mir, wenn Sie diese Correspondenz in eines der nächsten Blätter und wo möglich unabgebrochen einrückten. Grade der nicht im Lesen unterbrochene Gesammteffect ist von mir für Detmolder, Auswärtige und für meine Verhältnisse 10berechnet. Ein Exemplar theilen Sie mir dann wohl gefälligst mit. Die mittelmäßige Schrift, welche, wenn man gleich in das Reine schreibt, so leicht der Feder unwillkührlich entschlüpft, bitte ich zu verzeihen. Auch daß ich dem Versprechen gemäß nicht früher schon irgend eine passende Mittheilung 15übersandt, entschuldigen Sie wohl mit den Geschäften, die mich zerstreuten. Übrigens stehe ich jetzt im Begriff mit Hülfe eines unserer größten Schriftsteller in mehreren Druckwerken vor dem Publico aufzutreten, und würde, wenn ich reussirte auch dann meine Verbindlichkeit gegen das Sonntagsblatt 20durchaus nicht vergessen.