| [GAA, Bd. V, S. 156] Entzündet sich, geht auf in lichter Gluth, Berührt vom ersten Strahl des Morgens! Selbst Die Sterne, welche früher einzeln mir geleuchtet, Erblinden all vor dieser Pracht! 5Donna Anna Ach nicht des Morgens heitres Licht, Nein, Blitze sind's, die furchtbar prächtig, mit Gewalt'gem Flügelschlag zerschmetternd und enteilend, Die schwüle Stunde uns erhellen! Don Juan. Senke nicht 10Dein Haupt und fürcht' Dich nicht vor Blitzen! Die Liebe macht Dich herrlich und nicht schuldig, — sieh' In königlich Gewand, in Purpur hüllt Sie Deine Wangen! Donna Anna. Don Juan, ich wollt' 15Daß ich im tiefsten Grabe ruhte! Don Juan Geliebte! weine nicht! Sonst küss' ich wollustvoll Den diamant'nen Schmuck der Thränen auf, Und glaube nur, daß sie als echte Edelsteine Mein Herz zerschneiden werden! 20Donna Anna. Berühr' mich nicht, — aus Liebe brach ich meine Treue, Die Ehre aber kann und will ich retten, — Wir sehen uns nie wieder! Don Juan Nimmermehr — 25Entweiche nicht — Wohin du fliehst, da folg' Ich als Besiegter! Donna Anna. Kein Schiff flieht vor dem Hauch Des Sturms so bang dahin als ich vor Dir! Don Juan. Bin ich ein Sturm? — O lächle, lächle nur 30Einmal, und wie Du lächelst, wird das Meer, Das meine Brust durchwogt, sich eb'nen, um Dein Lächeln abzuspiegeln, wird die Wolke, Die meine Stirn umdüstert, fortfliehn gleich Dem schweren Traum beim seeligen Erwachen! 35Donna Anna. O könnt' ich diesen meinen Traum weglächeln! Don Juan. Jetzt erst begreif' ich, was der Tod ist! Er schließt das Leben, öffnet alle Himmel — Bei Deinem freud'gen Blick, dem Todesengel, Erstirbt vor Altersschwäche die Vergangenheit 40Und tritt an ihre Stell' ein Eden! Wer Dir in's Auge sieht, der trinkt vom Lethe! |
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