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[GAA, Bd. III, S. 343]

 



   1 Wir verdanken die Mittheilung dieser Bruchstücke aus Grab-
be's nachgelassenem und noch ungedrucktem Werke der Güte des
Herrn Dr. I. Hub, welcher mit Grabbe, dem er genau be-
freundet gewesen, während dieser an der Hermannschlacht dichtete,
in Düsseldorf zusammenlebte. Die Red.
Handschrift Erstdruck  ERSTER TAG
Morgen. Die Legionen in Marsch. Varus und Hermann zu
Pferde vor ihnen. Die deutschen Hülfstruppen rechts auf den
Bergen 5
Varus Da blitzt?
Hermann Die Weser.
Varus Jüngst trug ihr Rücken noch die mächtigsten Eisblöcke.
Jetzt ist alles aufgelöst.
Hermann Es löst sich bei uns manches ehe man daran denkt.
10 Das Wetter ist hier zu Lande launisch. Er sieht den Varus
starr und trüb an
Varus Du bist ersichtlich nicht wohl.
Hermann Ein unbedeutender Fieberschauer. Die Handschrift Luft ist zu
regnicht, und naßkalt.
15Varus Der Feldarzt!
Erstdruck Der Feldarzt tritt vor Ich bin allemal derjenige, welcher
in deiner Nähe harrt, Herr, und freue mich unendlich, wenn
ich jetzt Gelegenheit gefunden haben soll, an dir meine
Kunst zu praktizieren und dir meinen guten Willen zu
20 zeigen.
Varus Kuriere den Herrn da.
Feldarzt Was fehlt ihm?
Varus Sklav, weiß ichs? Siehe zu.
Feldarzt Ja so. — — Er leidet offenbar an Magenbeschwer-
25 den und ist zu vollblütig. Ein Klystier und ein Aderlaß
werden ihn bald restaurieren Handschrift Zu Hermann Erlaube mir,
deinen Puls zu fühlen. — Sehr stark — 150 Schläge in
der Minute. Meine Lanzette soll ihn besänftigen. Er zieht
sein Besteck heraus
30Hermann Pfuscher, hüte dich vor der meinigen, dieser hier:
er rüttelt seine Streitaxt Ich habe mich erholt.
Erstdruck Varus So schnell und stark, daß der Sklav davonläuft.
Hermann Weswegen nennst du ihn Sklav, und zwar mit einer
gewissen Geringschätzung?
35Varus Musikanten, Mimen, Astrologen, Astronomen, Me-