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[GAA, Bd. V, S. 173]

 


ausgewählten Scenen des Gothland passen sonst zum Zweck,
sie sind zwar nicht die besten und sollen es nicht seyn, aber
sie gehen doch drauf los. Fast möchte ich (wenn ich überhaupt
dafür wäre) rathen einige Stellen des Gothland
5nur einrücken zu lassen: z. B. das Gespräch mit Berdoa im
4t Act von den Worten: „eine sternhelle Luft“ bis „o des
Wahnwitzes“ oder gar bis „jetzt o jetzt“., und dann im
selben Act die ganze Stelle, wo Gothland unter Sternschnuppen
und Nordlicht durch das Schneefeld stürzt. — Abendzeitung
10oder Morgenblatt wäre einerlei, aber ich bitte, si possible,
laß in meinem Lustspiel die Anspielungen auf Abendzeitung
ect und die literarischen Witze nicht aus; ich versichere,
daß ich grade die am meisten beleidigten Leute an
der Nase ziehen werde, mittelst einiger Sendschreiben. —
15Rattengifts Dicht- und des Teufels Hufeisen-Scene sind gut
gewählt. — Aus Nannette ist die leichteste Wahl: die vorletzte
und letzte Scene des 2t Actes z. B. oder gleich die
erste Scene des 1st Actes. Glaub', Nannette macht leicht
Glück. Aus Sulla die 1ste oder die 2te Scene des 2t Actes.
20Die Schlachtscene ist wohl zu skizzenhaft und wirkt nur im
Ganzen. — Alles dieß ist nur in eventum gesagt, denn offenherzig,
ich bin gegen diese stückweise Ankündigung.
3) Ankündigung? Sobald Du das Buch versendest mußt Du
eine an die Meiersche Buchhandlung in Lemgo schicken, wo
25möglich gleich gedruckt, damit sie sie dem „Intelligenz-Blatte
“ (so heißt unser Lippisches Journal!) beilegen. Sie
würde heißen: „In der Hermannschen Buchh. in Frkf. a. M.
sind erschienen und bei uns zu haben: Dramatische pp
pp. Diese Dichtungen bedürfen keiner gewöhnlichen Buchhändleranzeige;
30sie werden sich den Beifall selbst erringen.
Nur das darf man behaupten, ohne zu Handschrift fürchten, der Leser
werde uns einer Täuschung beschuldigen: es regt sich in diesen
verschiedenen tragischen, komischen, sentimentalen, und historischen
Dramen, ein äußerst gewaltiger, vielseitiger Genius,
35und dabei von einer Selbstständigkeit und Eigenthümlichkeit,
wie sie schwerlich in neueren Zeiten gefunden werden. Das
beigedruckte Urtheil eines großen Dichters wird dieses schon
allein bei der voranstehenden Tragödie rechtfertigen. Auch
der Aufsatz über die zur Mode gewordene Bewunderung des
40Shakspeare verräth gewiß eben so viel kritisches tiefblickendes
Talent als Kenntniß der älteren und neueren Bühne.“. —