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[GAA, Bd. I, S. 614]

 


in der zweibändigen Ausgabe vom Jahre 1817 wiederholt. Der
Dichter versucht sich in den verschiedensten Versmaßen, auch an-
tiken, und zeigt gern, daß ihm alte Mythologie und Geschichte
vertraut sind. Die vaterländischen Gedichte sind voller Pathos;
auch andere haben Krieg und Schlacht zum Hintergrunde. Vor-
herrschend ist ein elegischer Charakter. Sehnsüchte und Wünsche
bleiben vielfach unerfüllt; dadurch kommt in die Gedichte ein
Ton wehmütiger Klage und schmerzvoller Entsagung. Immer wieder
steht am Ende der Tod, wie es der Arzt oft genug in seiner
Praxis erlebt haben mag. Wenn auch Blumenhagen seinem Berufe
ein umfangreiches Loblied singt („Der Arzt“, Bdch. 2, S. 162—73),
das sein gläubiges Gemüt verrät, ist gewiß seine Neigung, am
Leben vorwiegend die ernste Seite zu sehen, durch ihn verstärkt
worden. Manch düsteres Bild, das er zeichnet, wie etwa die beiden
Gedichte in Prosa: „Das Kind im Sarge“ und „Das todtgeborene
Kind“ („Freia“ S. 367 u. 381, in den „Gedichten“ nicht wieder-
holt), werden erschütternden ärztlichen Erlebnissen ihre Entste-
hung verdanken. Die Neigung, ins Sentimentale zu verfallen, zeigt
sich auch in den Gedichten. Selten ist ein männlicher, leidenschaft-
licher Ton; ebenso selten wagt eine sinnliche Regung sich ans
Licht. — Nachher ist Blumenhagen einer der „beliebtesten und
gesuchtesten Taschenbucherzähler“ geworden, weil seine Geschichten
„einfach und spannend“ waren. So sind seine Beiträge in der
„Minerva“, in Hells „Penelope“, der „Orphea“, der „Urania“, dem
„Taschenbuche der Liebe und Freundschaft gewidmet“ und noch
manchem anderen Taschenbuche jener Jahre zu finden. (Vgl. Goed.,
2. Aufl., Bd 10, Dresden 1913, S. 190—95; Beyer, „Wilhelm
Blumenhagen. Ein hannoverscher Erzähler.“ In: „Hannoversche Ge-
schichts-Blätter“, N. F. Bd 3, Hannover 1934/35, S. 160—75.)
Verweis zum Text S.258, Z.26: Methusalem Müller: Karl Ludwig Methusalem
M. (1771—1837) lebte damals als Privatgelehrter und Herzogl.
Sächs. Hildburghausischer Titulär-Hofrat in Leipzig, wo er zuerst
die „Leipziger Zeitung“, nachher die „Zeitung für die elegante
Welt“ leitete. Ein großer Teil seiner zahlreichen belletristischen Pu-
blikationen sind Übersetzungen und Bearbeitungen von englischen
und französischen Originalen. An Werken eigener Erfindung gab
er Romane, Erzählungen und Gedichte.
Verweis zum Text S.258, Z.33: Vivat Bachus, Bachus lebe: Der Anfang des Duetts
zwischen Pedrillo und Osmin in Mozarts Oper „Die Entführung
aus dem Serail“ (Nr 14), deren Libretto von Gottlieb Stephan,
genannt Stephanie der Jüngere, gedichtet ist. Mozarts Komposition
war früher auch in weiteren Kreisen verbreitet, in den zwanziger
Jahren des neunzehnten Jahrhunderts aber wurde „eine andere,
volksmäßigere und trivialere Musik zu dem Liede bekannt“. Flie-
gende Blätter mit dem Texte kamen schon 1820 vor. (Max Fried-
laender, „Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert“, Bd 2, Stuttgart
& Berlin 1902, S. 470.)
Verweis zum Text S.259, Z.31: Fuimus Troes: Troer sind wir gewesen (weil
das unabwendbare Ende Trojas herangekommen ist und die Grie-
chen Herren der brennenden Feste sind). Ausruf des Priesters Pan-
thus in Vergils „Aeneïs“ (II, 325).