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[GAA, Bd. IV, S. 63]

 


ziehen werden. Wird die Truppe einmal von Detmold aus
erhalten, so ist be-[S. 16a]treffs der Kunst, der Moralität und
des pecuniären Interesses der einzig sichere Schritt, sie mindestens
in soweit in Detmold zu fixiren, daß die Schauspieler
5diese Stadt als ihre Heimath und sich als Lippische
Staatsbürger betrachten müssen. Unter Vielem träte alsdann
in jeder Art eine schärfere Controlle von selbst ein,
die Kosten des öfteren Umherziehens fielen weg, das Geld,
welches jetzt im Auslande verzehrt wird, bliebe im Lande,
10die Schauspieler selbst, sobald sie eine feste und wohlfeilere
Subsistenz erblickten, würden meistentheils nicht anstehen, von
ihren Gagen nachzulassen, und im Innern der Gesellschaft
möchten bei einer unmittelbaren, kundigen Intendantur sich
wesentliche Ersparnisse, die zugleich Kunstbeförderungen wären,
15vornehmen lassen. Was hinderte wohl, dem Beispiel Anhalt
-Dessau's in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts nachzufolgen,
woselbst die Direction mit Glück versuchte, die
Operisten auch zu guten Acteurs im redenden Schauspiel zu
bilden, und dadurch die Oper zu verbessern und die Hälfte
20des Personals zu ersparen? Bei der Pichlerschen Truppe sind
bereits Mad. Spengler, Mad. Hoffmann d. J., Herr Lortzing,
Herr Schellhorn etc. gute Operisten und Schauspieler in einer
Person, und auch mehrere andere Sänger haben Talent genug,
um dasselbe zu werden. Einen Theil der Sommermonate
25hindurch könnte die Truppe dienen, dem einländischen Brunnenorte
Meinberg ein Relief zu geben, oder schlimmsten
Falls würde sie im nahen Pyrmont einen weit einträglichern
Zufluchtsort finden, als Lauchstädt jemals der Weimarischen
Bühne darbot. Nach Proportion hat übrigens Referent
30das Theater in Detmold weit besuchter gefunden, als
in größeren Städten der Fall ist, wozu denn freilich kommt,
daß aus dem ganzen umliegenden Lande eine Menge Schauspiel
-Besucher hieher wallfahrten. Kleinere Länder, z. B. Anhalt
-Dessau und Schwarzburg-Sondershausen erfreuten oder
35erfreuen sich eines constanten Theaters und vermuthlich hat
man es fürerst bloß mit der Gesellschaft des Herrn Pichler
versuchen wollen, ehe man die unter Gestalt der Dinge einzig
genügende Maaßregel ergreifen wird.

  Ref. hat hiermit seine Überzeugung gegeben, und was die
40Beurtheilung der einzelnen, von ihm gewiß geachteten (er
würde sie sonst nicht einmal genannt haben) Künstler betrifft,