| [GAA, Bd. IV, S. 219] Nachschrift und Erläuterung. Nichts ist für den Kenner leichter als von Note zu Note eine Operndarstellung scharf zu controlliren und recensiren. Fast alle Journale beweisen aber, daß diese Kenner sich von 5dem Geschäft zurückhalten. Meist sind sie vornehmen Standes, und geben sich nicht die Mühe, ihr Urtheil anders als in ihren Circeln gesprächsweise zu geben, oder es sind Musiker von Profession. Diese kennen Sache und Noten am Besten, nur meistentheils die Schriftstellerei mit Buchstaben zu wenig. Da 10schießt denn auf den Plätzen, welche Leute von Bildung, oder von Fach im Theater und in den Tageblättern leer lassen, das Unkraut auf. Mancher, der in die Oper geht, nicht ein Pünctchen von ihrer Construction inne hat, schreibt drauf los, lobt und tadelt, blamirt sich und die Kritisirten dadurch doppelt, 15und bringt doch manchem Laien falsche Ansichten bei. Alles wird da mit einem flachen Styl voll nichtsbedeutender Adverbien und Adjective zusammengeflickt und vermeintlich gar geschmückt, daß ein Unwissender meinen sollte, hinter den beschmierten hohlen Phrasen fänden sich volle Töpfe, keine 20leere Gehirne. Doch der klangvolle Ton verräth leider dem Kundigen, wie hohl die letzteren sind. In der scherzenden Recension, die vor dieser Nachschrift steht, hab' ich kein Mitglied unseres Theaters verletzen wollen. Alle, die ich, bloß unter den Namen ihrer Rollen, erwähnte, 25halt' ich in ihrer Kunst für brav. Sie können sehen, daß ich gern für sie kämpfe, indem ich einigen unwissenden auswärtigen Recensenten, welche bald da bald dort auftauchen, den Mund zuhalten will, auf daß sie nicht schmeichelnd, nicht kritikasternd (das Eine taugt so wenig als das Andere) Garderobe 30und Kleider beflecken. Den Hans Heiling hab' ich in der That weder früher gekannt oder gesehen, und kann ihn, wegen Kränklichkeit auch heute nicht besuchen. Man verzeihe mir also, daß ich die Recension anticipirte. Der Mensch muß sich zu helfen wissen.35Grabbe. |
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