| [GAA, Bd. II, S. 343] Herzogin von Angouleme König, nenn ihn gewaltig, riesen- haft, ungeheuer, — doch nimmermehr groß den Mörder d'Enghiens, — nun und nimmer der groß, welcher Treue, Recht, Ehr und Liebe dem Ruhm und der Macht aufopfert. 5 Das kann auch der Dämon der Hölle. Die wahre Größe gibt Ruhm, Macht, jeden Außenschein für Ehre, Recht und inneres Glück dahin — Er aber tat das nie — O, ich kenne ihn — dieser Kaisertiger hätte sich vor seinem Feinde, den er mit den Klauen nicht erreichen konnte, 10 zum Wurm verwandelt, sich von ihm treten lassen, wenn er nur wußte, daß er ihm alsdann giftig in die Ferse stechen konnte.Oberzeremonienmeister tritt ein Ihre Königlichen Hoheiten, der Herzog von Angoulême und der Herzog von Berry. 15König Ludwig Meine geliebten Neffen mögen kommen. Oberzeremonienmeister ab Herzog von Angoulême und Herzog von Berry treten einHerzog von Berry Sire, Sire, ich flehe, schonen Sie nicht mehr die Kanaille, das Volk! 20Herzog von Angouleme Ja, Sire, es wird zu arg.König Ludwig Was ist geschehen?Herzogin von Angouleme Gemahl, es ist doch kein Blut geflossen? Herzog von Angouleme Nein, Gemahlin. 25Herzogin von Angouleme Also wieder Kindereien, mit denen ihr den Oheim belästigt. Herzog von Angouleme Vielleicht.Herzog von Berry Sire, ich komme von dem Palais Royal. Dort seh ich einen Lump, den ich an seinen Narben, oder, 30 wie man es nennen sollte, an den Brandmalen aus den Schlachten des korsischen Rebellen als einen seiner Söld- ner erkannte. Ich trat dem Kerl höflich entgegen, redete ihn freundlich an, und wähnte, ihn dadurch wieder auf den rechten Weg zu führen, und dem Volke zu zeigen, wie 35 gütig ein Bourbon ist. Der Schurke beantwortete meine wohlgemeintesten Anträge mit nichts als Grobheiten, und als ich zuletzt rief „es lebe der König“, schwieg er, und der Pöbel mit ihm. — Das kann kein königlicher Prinz länger verbeißen, Sire, er müßte denn Elefantenzähne ha- 40 ben. Ich habe es noch einmal getan, um Ihrem Wunsche zu folgen, — aber, Sire, ich bürge nicht so weit für mein |
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