| [GAA, Bd. V, S. 154] Lieber Freund Kettembeil, Deinen Brief vom 9t d. M. habe ich zu meiner großen Freude erhalten, ich schreibe Dir diese Antwort nur deshalb vorläufig nach Frankfurt hinüber, weil es bei näherer Ansicht 5nicht möglich gefunden ist, die qu. Dramen mit näch- stem Postwagen zu schicken, sondern ich durch meinen Copisten noch mehrere Lücken daran zu flicken habe und Dir überhaupt alles in einem Zustande schicken will, der ohngefähr sagt: „hier ist die Pastete, wie sie Grabbe aus der 10Hand läßt, nun mach' damit, was Du willst“. Also acht bis vierzehn Tage Zeit (hoffentl. nur 8) gönne mir. Sodann antworte auf diesen interimistischen Brief nicht; Du hast ein neues Geschäft und natürlich mehr zu thun als immer Briefe an Sepulchrum + b (Grab—be) zu schreiben; jeder 15Deiner Briefe ist mir eine Wohlthat, aber Du weißt ich kann „Edelmuth“ nicht ausstehen, und bitte, wenn Du mir nächstens wieder schreibst, mir zu beweisen, daß Du grade nichts zu thun oder Langeweile hattest, als Du die Feder ansetztest, um zu Deinem alten „Schmetterer“ zu fliegen. 20 Zum Spaß und um Dir darzuthun, daß der diable mich noch nicht ganz verlassen hat und ich Un-Sentimentaler und Nie-Liebender selbst noch Force genug besitze, grade mit Waffen solcher Personen zu fechten, setze ich eine Stelle aus „Don Juan und Faust“ hierher, die ich neulich mitten unter 25Acten dritter Instanz expedirte, übrigens aber weder in Vers noch Wort ausgefeilt ist, und in der ersten Zeile, an: „wenn mir Dein Auge strahlet“ erinnert, jedoch in der 2t Zeile schon weit schöner schließt. Don Juan. — — Wenn Du Dein Auge schließest, 30So ist es Nacht um mich. Donna Anna. Hinweg! Don Juan. Nur wo Du wandelst, lebe ich! Du stößt mich in die Wüste, Wenn Du mich von Dir weisest! 35Donna Anna. Ha, Verräther! Don Juan. Verlaß Dich drauf: nicht Gott und nicht die Hölle Treibt mich von dieser seel'gen, seel'gen Stelle! Donna Anna. Octavio! Octavio! |
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