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[GAA, Bd. VI, S. 276]

 


Zeugs kein Ende, so weiß ich nicht mehr, was ich von gewissen
Leuten, oder wenigstens Einem, denken soll. Ich war mit Rotberg
schneller fertig, ohne Hülfe, als dieses vielleicht gar
gepriesene Geschäftsmännchen — — Meine Hermannsschlacht
5ist vollendet, und wird zum Druck copirt. — Für's Magazin
schick' ich euch was. Es ist ein gutes Journal, bisweilen etwas
hausbacken, aber das Salz der Erde, selbst die Künste nicht
vergessen. Wir Lipper nehmen doch alles noch ehrlich
und beleuchten die Sachen, suchen nicht nach
10bloßem Honorar für bloße Worte, thun Gutes ohnedem, v.
z. B. die Kritik des Wendtsch. Alm. und Schierenb. Abhandl.
über Schieder. — Mit meiner Frau ist's 'ne eigne Sache. Ich
thäte alles, hätte sie Vertrauen und geziemenden Gehorsam.
Mach's also mit dem Süß ab, ohne sie. — Mein Barbarossa
15in's Schwedische? Ist auch gut. Antworte ein bischen schneller
wie vorher. Man sehnt sich doch oft nach Freundeshand, vor
allen in der Dämmerung.
Düss. 1835, an den Erinnrungstagen    Dein
von Dresden und der Katzbach, 1813. [26. August.]    Gr.

20 (Meine Adresse: bei Madame Pithan auf der Ritterstraße.)
  Handschrift Ex post. Da ist noch eine Sache die Erörterung verdient.
Das vermeintl. plötzliche Entstehen der Liebe in Aschenbrödel.
Schierenb. hat den Punct getroffen, aber bis jetzt hat noch
kein Dramatiker ihn überwunden. Die dramatische Form, sey
25sie noch so keck, beschränkt zu sehr. Geht's dem Romeo mit
der Julie nicht eben so? Und bringen alle Dramatiker nicht
gleich die Verliebtheit selbst, durchaus aber nicht ihr Entstehen,
auf die Bühne? Sie thun als verstände sich das so eo
ipso. Meine Lage ist nicht darnach, zwei Jahre zu opfern, um
30das, vielleicht vergebliche, Wagstück zu machen, zuerst von
allen Dichtern das zarteste Gespinnst der schönsten und furchtbarsten
aller Spinnen, der Liebe, Faden aus Faden theatralisch
zu entwicklen — Sonst könnt' ich's und habe oft daran
gedacht. — Schierenb. muß mir aber auch etwas zugeben. Es
35kommt mit der aschenbrödelschen Liebesscene nicht so
plötzlich. Die Baronin warnt anfangs vor Olympias Interessantheit,
Olympia fühlt Sehnen, der König auch und hört
ihren Namen vorher, Olympia tritt vor, kühn aus Wahrheitsliebe,
was dem darnach durstigen Könige gefällt, Feenschimmer
40hilft ect. Das macht die Scene qu. möglich. — Mein Eulenspiegel
wird ein tolles lustiges Thier. Dann im edelsten Versmaaß: