| [GAA, Bd. IV, S. 402] S.35, Z.33: der Nibelungen: Aus der am 29. Juni 1755 von Jacob Hermann Obereit, einem praktischen Arzte zu Lindau am Bodensee, auf der Hohenemser Bibliothek entdeckten Nibelungenhandschrift (C) gab Bodmer Zürich 1757 „Chriemhilden Rache und die Klage, Zwey Heldengedichte aus dem Schwäbischen Zeitpunkte, sammt Fragmenten aus dem Gedichte von den Nibelungen und aus dem Josaphat“ heraus. Das Werk fand bei den Zeitgenossen nicht die geringste Beachtung. Vollständig wurde das Epos erst 1782 durch Christoph Heinrich Myller bekannt, einen ehemaligen Schüler Bodmers und Lehrer am Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin. Als erstes Stück von Myllers „Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII., und XIV. Jahrhunderte“ erschien es unter dem Titel „Der Nibelungen Liet, ein Rittergedicht aus dem XIII. oder XIV. Jahrhundert.“ Johannes von Müller, der schweizer Historiker, besprach diese Ausgabe im 36. Stücke der „Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen“ (1783, S. 353—58), und diese Rezension war „die erste einsichtsvolle Stimme, die sich über die Nibelungen vernehmen ließ“, die „bedeutendste Kundgebung für die Nibelungendichtung vor den Tagen der Romantiker“, und die Anregung, welche sie diesen gab, „von der nachhaltigsten Wirkung“. In seinen Berliner „Vorlesungen über schöne Kunst und Litteratur“ vom Winter 1803 auf 4 pries August Wilhelm Schlegel Bodmer als den „ehrwürdigen Mann“, der sich „mit echt deutscher Schlichtheit das unsterbliche Verdienst gemacht, die Lieder der Minnesinger durch den Druck vor dem Untergange zu sichern und das ganz in Vergessenheit geratene Lied der Nibelungen zu entdecken“, und im dritten Teile der Vorlesungen erhielt „das deutsche Nationalepos in einem ganzen Kapitel seine erste umfassende und erschöpfende literarische Würdigung“. (Josef Körner, „Nibelungenforschungen der deutschen Romantik“, Leipzig 1911 = „Untersuchungen zur neueren deutschen Sprach- und Literatur-Geschichte “, hrsg. von Oskar F. Walzel, N. F. H. 9, S. 12, 5, 45.) 1810 legte sodann Friedrich Heinrich von der Hagen, vom September dieses Jahres an außerordentlicher Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Berliner Universität, „Der Nibelungen Lied in der Ursprache, mit den Lesarten der verschiedenen Handschriften“ vor, eine freilich nur in der Absicht kritische, in Wahrheit durchaus unkritische Ausgabe, von der 1820 die dritte vermehrte und berichtigte Auflage herauskam. Die wissenschaftliche Erforschung begann erst mit Karl Lachmanns Schrift „Ueber die ursprüngliche Gestalt des Gedichtes von der Nibelungen Noth“ (Berlin 1816); ihre Ergebnisse liegen Lachmanns Ausgabe von „Der Nibelunge Not mit der Klage in der ältesten Gestalt mit den Abweichungen der gemeinen Lesart“ (Berlin 1826) zu Grunde. S.35, Z.35 ff.: Wilh. Schlegels Vorlesungen über dramatische Kunst [usw.]: Die im Frühling 1808 zu Wien gehaltenen Vorlesungen „Ueber dramatische Kunst und Litteratur“ sind in erster Auflage in drei Teilen 1809—11 bei Mohr in Heidelberg, in zweiter Ausgabe, ebenfalls in drei Teilen, 1817 bei Mohr & Winter in Heidelberg erschienen. Zitiert wird nach dieser zweiten Auflage, da diese schon in der Öffentlichen Bibliothek zu Detmold vorhanden war. |
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