| [GAA, Bd. IV, S. 175] wie man zur Beruhigung künftiger Zuschauer bemerkt) aus dem Französischen des Victor Hugo. Herr Schenk, welcher den Gilbert gab, ist sehr gesund, sonst hätte er den Krankheitsstoff dieser Heulaffen-Rolle 5nicht so gut absetzen können als er gethan. Das ganze Stück hindurch hat er sich um eine stuprata zu quälen, auf jammervollste Art Hals und Seele dafür zu opfern, und er wußte es so zu machen, daß man zwar nicht mit dem (sc. dramatischen) Gerichte selbst, aber wohl mit seiner Bereitung zufrieden war. 10Seine Geliebte, Johanna, welche ich gleich nach ihm erwähne, weil die Hauptmasse dieses Mosaikstücks sich doch um diese beiden Personagen dreht, habe ich wegen des Antheils, der ihr zugefallen war, recht bedauert. Auch zeichnete sie sich nicht aus, wie das sonst bei ihr gewöhnlich ist. Ich 15verdenk's ihr nicht, und soviel eben nöthig war, prägte sie dennoch ein Bischen Characteristisches aus dem französischen Glanzgold. — Herr Seeliger leistete als Fabiano Fabiani Alles, was aus so dummen Zeug Kluges zu machen ist. Die blutige englische Maria war nach der Geschichte in Philipp II, 20König von Spanien, ihren Gemahl, recht verliebt. Victor Hugo hat in irgend einem pariser Cafféehause von ihr gehört, und kleckst ihr eine Amour an den Kopf, man weiß nicht wie. Philipp II war ihm nichts. König und Königin wäre dem Franzosen was zu Gewöhnliches. Er mußte Gemeines haben, 25um Koth zu werfen, und da findet er in seinem Geist die Fratze Fabiano Fabiani, deren Titulatur schon so affectirt ist, daß ich Jedem rathe, mit dem Namen zufrieden zu seyn. — Hr. Henckel (Josua Farnaby) war kein Jude, und muß die Juden erst mehr studiren, um ihren Tonfall und 30ihre Geberden richtiger wiederzugeben. Ich rathe ihm ruhige Beobachtung und Natur, nur nichts Gehaschtes, und er leistet Außerordentliches mit seinen Mitteln. — Maria, Victor Hugos Königin von England, (beileib nicht die echte!) konnte sich nicht mehr auszeichnen, als der gallische Dramatiker vorgeschrieben 35und das that sie in vollem Maaß. Ueberhaupt lag's nicht am Spiel, sondern am Stück, wenn alles grad so viel war als gar nichts. Ausstattung, Scenerieen, Darstellung, sämmtlich gut und berechnet bis in die kleinsten Theile. Nur — Denn die jetzige französische Schule taugt nicht, ist vielmehr 40krampfartig und zappelt nach Neuem, leider nicht nach der Wahrheit, weil die ein Mischungsvolk von germanisirten Römern |
| |