| [GAA, Bd. IV, S. 100] einigen Jahren gemacht hat, scheint Se. Weimarische Excellenz, von deren Vornehmthun schon Bürger zu singen wußte, ganz in eine baierische verwandelt zu haben. Goethe, der seit mehr als einem halben Jahrhundert von dem Weimarischen Regentenhause 5unterstützte, beinah verzogene Dichter, entblödet sich nicht, in jener Dedication dem Könige von Baiern zu sagen „wie sehr Schiller das Glück Sr Majestät anzugehören, wäre zu wünschen gewesen, und wie durch allerhöchste Gunst Schillers Daseyn durchaus erleichtert, häusliche Sorge entfernt, 10seine Umgebung erweitert“ pp. geworden seyn würden. Welch ein Gallimathias von höfischer Kriecherei, Unwahrheit und poetischem Schwulst! Haben Goethes Schmeichler ihn so angesteckt, daß er selbst einer wird? Ich will davon absehen, daß es zweifelhaft bleibt, ob der mit 15Recht für die Finanzen seines Landes sorgende König von Baiern, Schiller in das von Goethe geträumte Utopien befördert hätte, denn nach dem Tode Schillers läßt sich leicht sagen, aber nicht mehr thun, man würde ihn bei seinem Leben gern glücklicher gemacht haben, als er war. Dann weiß 20ich außer dem Herrn Eduard von Schenk, keinen Dichter, der vom König begünstigt scheinen könnte, und von Schenk wird diese Gunst mehr seiner Tüchtigkeit als Staatsdiener oder Lebemann, schwerlich seinem dichterischen Klingklang verdanken. Graf Platen soll von dem Könige jährlich 600 Fl. 25erhalten, — davon wird er aber in seinem Rom keinen Falerner trinken können. Aber womit kann Goethe beweisen, Schiller habe so in häuslicher Sorge und drückendem Daseyn gelebt, daß es für ihn ein Glück gewesen wäre, wenn er dem Könige von Baiern 30angehört, und dieser sein Daseyn erleichtert hätte? Grade der Briefwechsel beweis't das Gegentheil, und auch ohne denselben wußte der Unterrichtete es besser. Bedeutendes Vermögen, enorme Einkünfte hatte Schiller nicht, aber siehe den Briefwechsel: glücklich, ohne Geschäftssorgen konnte er durch die 35Gnade seines Herzoges leben, konnte, ungeachtet er Professor in Jena war, und dort seine Functionen hätte verrichten müssen, nach Belieben in seinem Garten daselbst oder in Weimar wohnen und dichten. Goethe mißt, so ausgeschrien seine angebliche Objectivität ist, hier mit einem subjectivem Maaßstabe: 40er war seit seiner frühesten Jugend an ein Mehreres gewöhnt, als Schiller je besaß. |
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