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[GAA, Bd. VI, S. 214]

 


im Meer ausgesehen, und wie Fritz sagt: der Stillus. Auch
Alexis ist mir doch der eigentliche Held des Stücks geworden.
Sie thaten Recht, es nach ihm zu benennen.

  Zur Abhandlung ist das Nöthige aus dem Hermann herausgeschnitten,
5so daß er etwas eunuchisch aussieht. Soll ich aber
heut Abend den Blaubart nicht versäumen, kann ich Ihnen
erst morgen Nachmittag die ganze Sache bringen. Ist sie gut
gerathen, so denken Sie daran, daß nur Gutes mich zu Gutem
begeistern kann. Daß Sie keine Gêne haben, wenn ich morgen
10anstiefele, glauben Sie. Ich gebe das Ding nur ab, und falls
ich ungelegen komme, hab' ich doch 'nen Weg gemacht.

  Pto Ihrer Augen trau' ich erstlich ganz keinem Arzt, denn
die Aerzte sind alle noch Schüler der Natur und Ebermeier
gehört deshalb zu den besseren, weil er das weiß. Mir scheints
15als wären Ihre Augen vollkommen von der Entzündung geheilt,
nur noch etwas matt. Da müssen Sie sich ja vor Erkältung
hüten, besonders in diesem gichtischen Frühlingsmonat,
und vor allem die Füße warm halten. Zu starkes Einheitzen
nützt nicht. Dann ist Grasung der Blicke im und am Grün,
20langsames Lesen interessanter, aber mit deutschen Buchstaben
(die lateinischen verschwemmen den Blick) gedruckter
Bücher, treffliches Heilmittel. Guter Wein, jetzt der Maitrank,
ein paar Gläser, nützen auch, und wenn die Doctores sie
tausendmal verbieten. Sie treiben mit Feuer das Feuer aus.
25Ich schreibe das, weil ich selbst so unsäglich 6 Wochen an den
Augen gelitten und Zeit genug hatte, in der Finsterniß an
alle Hülfsmittel zu denken, mir endlich selbst half, und ich
bei der jetzt so wechselfiebrischen Witterung bei Ihnen kein
Recidiv wünsche. Und ja nicht mit den Händen an die Augen
30gefasst, auch heut Abend, wenn der Blaubart gut geht, frisch
und fröhlich, ohne Blende, auf's Theater geschaut. Eine Masse
Licht und Luft schaden dem Auge nicht.

  Düss. 3. Apr. [richtig: Mai] 35.Gehorsamst

Grabbe.

35  [Adresse:] Sr Wohlgeboren dem Herrn Oberlandesgerichtsrath
Immermann.

  Handschrift Lieber Petri. Ich danke Dir für die Uebersendung. Hört
meine Frau davon, schimpft' sie. Genire Dich deshalb nicht.
Ich weiß, was sie hat, was sie bedarf, was sie bekommt. Ich